Ho­ri­zon­ta­le Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kung bei pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten

Eine ho­ri­zon­ta­le Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kung geht auch bei Ver­lus­ten aus pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten der An­wen­dung des so­ge­nann­ten "Pro­gres­si­ons­vor­be­halts" vor. Das hat das Fi­nanz­ge­richt Düs­sel­dorf ent­schie­den. Für nach DBA steu­er­freie Ein­künf­te sei § 32b EStG zwar er­öff­net. Die Er­mitt­lung des nach die­ser Vor­schrift be­son­de­ren Steu­er­sat­zes knüp­fe al­ler­dings an die Ein­künf­teer­mitt­lung an und habe auch in­so­weit ent­spre­chen­de Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kun­gen zu be­rück­sich­ti­gen.

Ver­lust wegen DBA als steu­er­freie Pro­gres­si­ons­ein­künf­te fest­ge­stellt

Der Klä­ger hielt eine Be­tei­li­gung an einer in der Im­mo­bi­li­en­bran­che tä­ti­gen KG in sei­nem Pri­vat­ver­mö­gen. Im Streit­jahr ver­äu­ßer­te die KG eine in Ös­ter­reich be­le­ge­ne Im­mo­bi­lie und er­ziel­te dar­aus einen Ver­lust. Der auf den Klä­ger ent­fal­len­de Ver­lust­an­teil wurde nach Mit­tei­lung über die ge­son­der­te und ein­heit­li­che Fest­stel­lung von Be­steue­rungs­grund­la­gen in Höhe von 20.542 Euro als sons­ti­ge, nach einem Ab­kom­men zwi­schen Deutsch­land und Ös­ter­reich zur Ver­mei­dung der Dop­pel­be­steue­rung (DBA) steu­er­freie Pro­gres­si­ons­ein­künf­te fest­ge­stellt. Auf die­ser Grund­la­ge er­ließ der Be­klag­te im wei­te­ren Ver­fah­ren in glei­cher Höhe einen (Folge-)Be­scheid über die ge­son­der­te Fest­stel­lung des Ver­lus­tes aus pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten für Zwe­cke des Pro­gres­si­ons­vor­be­halts.

Streit um Ver­lust­be­rück­sich­ti­gung bei pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten 

Im dar­auf­fol­gen­den Ein­spruchs- und Kla­ge­ver­fah­ren be­gehr­te der Klä­ger eine Be­rück­sich­ti­gung der ne­ga­ti­ven Pro­gres­si­ons­ein­künf­te zur Er­mitt­lung des auf das zu ver­steu­ern­de Ein­kom­men an­zu­wen­den­den Steu­er­sat­zes. Der Be­klag­te hin­ge­gen ar­gu­men­tier­te, dass die ge­setz­lich nor­mier­te Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kung bei pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten auch eine Ver­lust­be­rück­sich­ti­gung im Rah­men des ne­ga­ti­ven Pro­gres­si­ons­vor­be­hal­tes hin­de­re.

FG: Ho­ri­zon­ta­le Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kung geht der An­wen­dung des § 32b EStG vor

Das FG be­fand, dass die Ein­kom­men­steu­er im Streit­jahr zu Recht ohne An­wen­dung des ne­ga­ti­ven Pro­gres­si­ons­vor­be­halts fest­ge­setzt wurde. Für nach DBA steu­er­freie Ein­künf­te sei der An­wen­dungs­be­reich des § 32b EStG zwar dem Grun­de nach er­öff­net. Die Er­mitt­lung des nach die­ser Vor­schrift be­son­de­ren Steu­er­sat­zes knüp­fe al­ler­dings an die im EStG nor­mier­te Ein­künf­teer­mitt­lung an und habe auch in­so­weit ent­spre­chen­de Ver­lust­aus­gleichs­be­schrän­kun­gen zu be­rück­sich­ti­gen.

Selbst­stän­di­ge An­fech­tung des Be­scheids über die ge­son­der­te Fest­stel­lung schon nicht zu­läs­sig

Be­reits als un­zu­läs­sig be­ur­teil­te das Ge­richt die mit der Klage ver­bun­de­ne selbst­stän­di­ge An­fech­tung des Be­scheids über die ge­son­der­te Fest­stel­lung des Ver­lus­tes aus pri­va­ten Ver­äu­ße­rungs­ge­schäf­ten für Zwe­cke des Pro­gres­si­ons­vor­be­halts. In­so­fern fehle es an einer Kla­ge­be­fug­nis, denn mit der Fest­stel­lung des (der Höhe nach un­strei­ti­gen) Ver­lusts sei der Klä­ger nicht be­schwert. Der Fest­stel­lungs­be­scheid habe ins­be­son­de­re kei­nen nach­tei­li­gen Ein­fluss auf die Ein­kom­men­steu­er des Streit­jah­res, denn die Ent­schei­dung über die Er­mitt­lung des an­zu­wen­den­den Steu­er­sat­zes würde im Ein­kom­men­steu­er­be­scheid selbst und nicht im Fest­stel­lungs­be­scheid für Zwe­cke des Pro­gres­si­ons­vor­be­halts ge­trof­fen. Die Ent­schei­dung ist rechts­kräf­tig.

FG Düsseldorf, Urteil vom 14.04.2022 - 8 K 1836/18 F

Miriam Montag, 15. Juli 2022.

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