Bil­dung von Be­wer­tungs­ein­hei­ten im En­er­gie­han­del

Das FG Düs­sel­dorf hat einer En­er­gie­händ­le­rin die An­er­ken­nung einer Rück­stel­lung für 2006 auf Grund­la­ge ne­ga­ti­ver Macro-Hedges-Be­wer­tungs­ein­hei­ten ver­sagt. Auf­grund der vor 2010 un­ge­klär­ten Rechts­la­ge sei nur die Bil­dung von Micro-Hedges-Be­wer­tungs­ein­hei­ten zu­läs­sig ge­we­sen.

Ein im En­er­gie­han­del so­wohl börs­lich als auch au­ßer­börs­lich tä­ti­ges Un­ter­neh­men fass­te im Streit­jahr 2006 Ter­min­ge­schäf­te über den Er­werb oder Ver­kauf von Waren mit Si­che­rungs­ge­schäf­ten in Be­wer­tungs­ein­hei­ten zu­sam­men. Dies ge­schah teil­wei­se durch "Micro-Hedges", bei denen einem Grund­ge­schäft ein kon­kret iden­ti­fi­zier­ba­res, po­si­ti­ons­aus­glei­chen­des Si­che­rungs­ge­schäft ge­gen­über­stand. Zum Teil bil­de­te das Un­ter­neh­men aber auch "Macro-Hedges". Dazu fass­te es Ge­schäf­te mit ver­gleich­ba­ren Ri­si­ko­struk­tu­ren zu Man­da­ten zu­sam­men, so­dass die einem Man­dat zu­ge­wie­se­nen Ein­zel­ge­schäf­te eine Ri­si­ko­kom­pen­sa­ti­on für an­de­re in dem Man­dat ent­hal­te­ne Ge­schäf­te be­wirk­ten. So­weit die Er­geb­nis­se der Be­wer­tungs­ein­hei­ten ne­ga­tiv waren, stell­te die Klä­ge­rin diese steu­er­min­dernd in eine Rück­stel­lung nach § 5 Abs. 4a S. 2 i. V. m. Abs. 1a EStG ein.

Das Fi­nanz­amt er­kann­te die Rück­stel­lung nicht an, da die ge­bil­de­ten Be­wer­tungs­ein­hei­ten pri­mär rei­nen Ar­bi­tra­ge- und nicht Si­che­rungs­zwe­cken dien­ten und daher nicht unter die Vor­schrift des § 5 Abs. 1a EStG fie­len. Zudem wür­den nicht - wie er­for­der­lich - fi­nanz-, son­dern leis­tungs­wirt­schaft­li­che Ri­si­ken ab­ge­si­chert.

Wegen un­kla­rer Rechts­la­ge: Nur Micro-Hedges-Be­wer­tungs­ein­hei­ten zu­läs­sig ge­bil­det

Der 7. Senat des Fi­nanz­ge­richts Düs­sel­dorf hat der Klage teil­wei­se statt­ge­ge­ben (Ur­teil vom 7.9.2023 - 7 K 634/18 F). Er un­ter­schei­det zwi­schen Micro- und Macro-Hedges: Nur so­weit die strei­ti­ge Rück­stel­lung auf Be­wer­tungs­ein­hei­ten auf Grund­la­ge von Micro-Hedges be­ru­he, lägen die Vor­aus­set­zun­gen des § 5 Abs. 1a EStG vor. Mit § 254 HGB n. F. sei erst zum Jahr 2010 eine ge­schrie­be­ne Re­ge­lung für Be­wer­tungs­ein­hei­ten ge­schaf­fen wor­den. Bis dahin seien die Vor­aus­set­zun­gen zur Bil­dung von Be­wer­tungs­ein­hei­ten un­ge­klärt ge­we­sen. Je­den­falls im Jahr 2006 habe die Bil­dung von Be­wer­tungs­ein­hei­ten er­for­dert, dass For­de­run­gen und Ver­bind­lich­kei­ten sich in iden­ti­schen Wert­ein­hei­ten be­trags­gleich und mit iden­ti­schen Fäl­lig­keits­ter­mi­nen (tag­gleich) ge­gen­über­ste­hen. Das sei nur bei den Micro-Hedges der Fall ge­we­sen.

In­so­weit sei auch von der Ab­si­che­rung fi­nanz­wirt­schaft­li­cher Ri­si­ken aus­zu­ge­hen. Denn je­den­falls bei einem Ge­schäfts­mo­dell wie dem des Un­ter­neh­mens, das ty­pi­scher­wei­se seine Ge­schäf­te nicht durch phy­si­sche Lie­fe­rung ab­schlie­ße und über die ge­han­del­ten Waren gar nicht ver­fü­ge, sei auch der Fi­nanz­be­reich des Un­ter­neh­mens be­trof­fen. Eine kon­kre­te Ma­ß­geb­lich­keit der Han­dels­bi­lanz für steu­er­li­che Zwe­cke lehnt das Ge­richt ab. 

Keine Teil­wert­ab­schrei­bung auf ge­leis­te­te Va­ria­ti­on Mar­gins

Eine Teil­wert­ab­schrei­bung auf die ge­leis­te­ten Va­ria­ti­on Mar­gins kommt laut FG ent­ge­gen der An­sicht des Un­ter­neh­mens nicht in Be­tracht. Es seien die ver­schie­de­nen Ge­schäfts­vor­fäl­le – näm­lich ei­ner­seits die Ver­pflich­tung aus dem zu­grun­de­lie­gen­den Ge­schäft (also dem Fu­ture) und an­de­rer­seits die Va­ria­ti­on Mar­gins – von­ein­an­der zu tren­nen. Wäh­rend es sich bei dem Fu­ture um ein ab­ge­schlos­se­nes Rechts­ge­schäft han­de­le, des­sen Wert­ent­wick­lung ne­ga­tiv sein könne, han­de­le es sich bei den Va­ria­ti­on Mar­gins um eine Si­cher­heits­leis­tung. Ur­säch­lich für einen dro­hen­den Ver­lust sei aber die Wert­ent­wick­lung des Fu­tures. Die­ser dro­hen­de Ver­lust sei nicht in der sich aus der Leis­tung der Va­ria­ti­on Mar­gin er­ge­ben­den For­de­rung be­grün­det. Gegen die Ent­schei­dung ist beim Bun­des­fi­nanz­hof unter dem Ak­ten­zei­chen XI R 32/23 die Re­vi­si­on an­hän­gig.

FG Düsseldorf, Urteil vom 07.09.2023 - 7 K 634/18 F

Redaktion beck-aktuell, hs, 9. November 2023.

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