Ex­per­ten­grup­pe zur Do­ku­men­ta­ti­on der straf­ge­richt­li­chen Haupt­ver­hand­lung nimmt Ar­beit auf

Die von Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin Chris­ti­ne Lam­brecht (SPD) ein­ge­setz­te Ex­per­ten­grup­pe zur Do­ku­men­ta­ti­on der straf­ge­richt­li­chen Haupt­ver­hand­lung hat am 18.02.2020 im Rah­men einer zwei­tä­gi­gen Auf­takt­sit­zung ihre Ar­beit auf­ge­nom­men. Die Ar­beits­grup­pe ist mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern aus dem ge­sam­ten Spek­trum der straf­pro­zes­sua­len Pra­xis be­setzt und soll die Grund­la­gen für ein künf­ti­ges Ge­setz­ge­bungs­vor­ha­ben zur No­vel­lie­rung der Do­ku­men­ta­ti­on schaf­fen.

Do­ku­men­ta­ti­on im deut­schen Straf­pro­zess bis­lang auf so­ge­nann­tes For­mal­pro­to­koll be­schränkt

An­ders als in vie­len an­de­ren EU-Län­dern wird in Deutsch­land in der straf­ge­richt­li­chen Haupt­ver­hand­lung vor den Land­ge­rich­ten und Ober­lan­des­ge­rich­ten le­dig­lich ein so­ge­nann­tes For­mal­pro­to­koll er­stellt, dass nur die Förm­lich­kei­ten der Ver­hand­lung, aber nicht deren In­hal­te do­ku­men­tiert. Für die Ur­teils­be­grün­dung ist der Rich­ter oder die Rich­te­rin heute auf die ei­ge­ne Mit­schrift dar­über an­ge­wie­sen, was bei­spiels­wei­se ein Zeuge genau ge­sagt hat. Ob diese Re­ge­lun­gen noch zeit­ge­mäß sind, wird in Po­li­tik, Pres­se und Fach­krei­sen seit ei­ni­ger Zeit kon­tro­vers dis­ku­tiert.

Ex­per­ten bil­den brei­tes Spek­trum der straf­pro­zes­sua­len Pra­xis ab

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Jus­tiz und für Ver­brau­cher­schutz hat nun eine Ar­beits­grup­pe ein­ge­rich­tet, um diese Dis­kus­si­on vor­an­zu­brin­gen. Die Ar­beits­grup­pe unter Lei­tung des Mi­nis­te­ri­ums ist mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern aus dem ge­sam­ten Spek­trum der straf­pro­zes­sua­len Pra­xis be­setzt, um allen Per­spek­ti­ven Gel­tung zu ver­schaf­fen und eine Fo­kus­sie­rung auf die pra­xis­re­le­van­ten Fra­ge­stel­lun­gen zu ge­währ­leis­ten. Sie wird an die Er­geb­nis­se der Kom­mis­si­on zur ef­fek­ti­ve­ren und pra­xis­taug­li­che­ren Aus­ge­stal­tung des all­ge­mei­nen Straf­ver­fah­rens und des ju­gend­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens aus dem Ok­to­ber 2015 an­knüp­fen und deren Ar­beit zur Do­ku­men­ta­ti­on der straf­ge­richt­li­chen Haupt­ver­hand­lung fort­füh­ren.

Grund­la­gen für ein künf­ti­ges Ge­setz­ge­bungs­vor­ha­ben

Damit soll sie so­wohl in recht­li­cher als auch in tech­nisch-or­ga­ni­sa­to­ri­scher Sicht die Grund­la­gen für ein künf­ti­ges Ge­setz­ge­bungs­vor­ha­ben schaf­fen. Ins­be­son­de­re wird sich die Ex­per­ten­grup­pe mit den Aus­wir­kun­gen auf den Ver­fah­rens­ab­lauf bei den In­stanz­ge­rich­ten, auf die Re­vi­si­on und die Per­sön­lich­keits­rech­te der Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten sowie auf die tech­nisch-or­ga­ni­sa­to­ri­schen An­for­de­run­gen und Um­set­zungs­mög­lich­kei­ten be­fas­sen.

Redaktion beck-aktuell, 18. Februar 2020.

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