Ex-BVerfG-Prä­si­dent Pa­pier: Asyl­recht wird Her­aus­for­de­run­gen nicht ge­recht
© SZ Photo / Rainer Unkel

Das gel­ten­de Asyl­recht wird laut Ex-BVerfG-Prä­si­dent Hans-Jür­gen Pa­pier den neuen Her­aus­for­de­run­gen der Flucht­mi­gra­ti­on nicht mehr ge­recht. Die Po­li­tik sei auf na­tio­na­ler und eu­ro­päi­scher Ebene bis­lang nicht in der Lage ge­we­sen, ziel­füh­ren­de Lö­sun­gen zu bie­ten. Pa­pier schlägt eine Vor­prü­fung vor der Ein­rei­se vor.

Er for­der­te in einem Ge­spräch mit den Zei­tun­gen der Funke-Me­di­en­grup­pe (Frei­tag) mit Blick auf die ge­plan­te eu­ro­päi­sche Asyl­re­form, dass das Recht, einen Asyl­an­trag stel­len zu dür­fen, "nicht län­ger zweck­ent­frem­det wer­den kann als Tür­öff­ner und Recht­fer­ti­gung einer an sich il­le­ga­len Ein­wan­de­rung". Die Durch­füh­rung der auf­wen­di­gen Asyl­ver­fah­ren auch für die vie­len Men­schen, die of­fen­kun­dig kein Recht auf Asyl und in­ter­na­tio­na­len Schutz hät­ten, "war und ist dys­funk­tio­nal und ob­jek­tiv Rechts­miss­brauch", sagte er. Ob ein Schutz­an­spruch über­haupt in Be­tracht kom­men kann, soll­te nach Mei­nung Pa­piers be­reits vor der Ein­rei­se in die EU und vor dem Grenz­über­tritt ent­schie­den wer­den.

Pa­pier schlug eine Vor­prü­fung von Schutz­an­sprü­chen in einem for­ma­li­sier­ten Ein­rei­se­ver­fah­ren vor, das mit der elek­tro­ni­schen Ein­rei­se­ge­neh­mi­gung in den USA ver­gleich­bar wäre. "Eine Vor­prü­fung vor der Ein­rei­se, ob der gel­tend ge­mach­te Flucht­grund plau­si­bel und dring­lich ist, würde eine ge­ord­ne­te und le­ga­le Ein­rei­se er­mög­li­chen und ge­währ­leis­ten", sagte er.

EU-Staa­ten ei­nig­ten sich auf ge­mein­sa­me Po­si­ti­on

Die EU-Staa­ten hat­ten sich am Mitt­woch nach wo­chen­lan­gem Streit auf eine ge­mein­sa­me Po­si­ti­on zur so­ge­nann­ten Kri­sen­ver­ord­nung ge­ei­nigt. Sie ist ein Kern­ele­ment der ge­plan­ten Asyl­re­form. Mit ihrer Hilfe könn­te etwa bei einem be­son­ders star­ken An­stieg der Mi­gra­ti­on der Zeit­raum ver­län­gert wer­den, in dem Men­schen unter haft­ähn­li­chen Be­din­gun­gen fest­ge­hal­ten wer­den kön­nen. Zudem könn­te der Kreis der Men­schen ver­grö­ßert wer­den, der für die ge­plan­ten stren­gen Grenz­ver­fah­ren in­fra­ge kommt. Ge­ne­rell sehen die Pläne für die EU-Asyl­re­form zahl­rei­che Er­gän­zun­gen und Ver­schär­fun­gen vor, um un­er­wünsch­te Mi­gra­ti­on zu be­gren­zen.

Redaktion beck-aktuell, ew, 6. Oktober 2023 (dpa).

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