Europarat: Russland darf wieder abstimmen

Jahrelang konnte Russland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats nicht abstimmen - und schickte einfach keine Abgeordneten mehr. Nach fünfjähriger Unterbrechung erhält Russland nunmehr sein Stimmrecht in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE) zurück. Bei der Sitzung des Gremiums wurde in der Nacht zum 25.06.2019 eine entsprechende Resolution verabschiedet, die von den Ukrainischen Abgeordneten heftig kritisiert wurde.

Resolution von ukrainischen Abgeordneten heftig kritisiert

Die Resolution wurde mit 118 zu 62 Stimmen angenommen. Darin ist festgelegt, dass die Rechte der Mitgliedsländer, in den Gremien abzustimmen, zu sprechen und repräsentiert zu sein, nicht einfach entzogen oder ausgesetzt werden können. Moskau muss nun im nächsten Schritt eine Delegation für die Sitzung anmelden, die in dem Gremium aber noch angenommen werden muss. Der Abstimmung war eine hitzige Debatte im Plenum vorausgegangen. Ukrainische Abgeordnete warfen der Versammlung vor, Moskau einen roten Teppich auszurollen, obwohl sich Russland nicht an bisher verabschiedete Resolutionen des Gremiums im Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine und der Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim gehalten habe. Die Ukrainer sprachen von einer Erpressung der Versammlung.

Stimmrecht Russlands nach Krim-Annexion aberkannt

Als Reaktion auf die Krim-Annexion hatte die Versammlung Russland 2014 das Stimmrecht und andere Rechte aberkannt. Moskau hatte darauf mit einem Boykott der Versammlung reagiert und keine Delegation mehr geschickt. Ab 2017 zahlte Moskau zudem keinen Mitgliedsbeitrag mehr. Russland schuldet dem Europarat für 2017 und 2018 rund 54,7 Millionen Euro. Zusammen mit dem im Juli fälligen Beitrag für dieses Jahr liegen die Schulden bei rund 87,2 Millionen Euro plus Zinsen. “Ich hoffe, dass die Krise, die von einer russophob eingestellten Minderheit provoziert wurde, im Europarat endgültig überwunden wird - auf Grundlage der Rückkehr zu den Satzungsprinzipien dieser Organisation“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am 24.06.2019 in Moskau.

Brücke für Russland - Neuordnung der Sanktionsmöglichkeiten

Die Änderung der Geschäftsordnung soll aber nicht nur eine Notfall-Entscheidung wegen Russland sein, sondern die Sanktionsmöglichkeiten der Versammlung grundlegend neu ordnen, ihnen mehr Schlagkraft verleihen und sie präziser machen. So sollen beispielsweise einzelne Abgeordnete leichter bestraft werden können und nicht die ganze Delegation. "Wir bilden zwar eine Brücke für Russland, machen aber die Regeln gleichzeitig besser, um auf alle Staaten reagieren zu können, die gegen die Grundsätze des Europarats verstoßen“, erklärte Frank Schwabe, Vorsitzender der sozialistischen Fraktion. Bisher hätten einseitige Sanktionen der Versammlung gegenüber Russland nur die Arbeit der Parlamentarier behindert.

Redaktion beck-aktuell, 25. Juni 2019 (dpa).

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