Europaparlament fordert starkes Vorgehen gegen Geldwäsche in EU

Das Europaparlament fordert ein stärkeres Vorgehen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in der EU. Die Abgeordneten forderten die EU-Kommission am 10.07.2020 in einer mit großer Mehrheit angenommenen Resolution unter anderem auf, das bereits bestehende Regelwerk auszuweiten und eine Richtlinie gegen Geldwäsche in verbindliche Vorschriften umzuwandeln. Sie stellten sich damit hinter einen Aktionsplan, den die Kommission Anfang Mai vorgelegt hatte.

Zentrales Vorgehen gegen Geldwäsche gefordert

Mit dem Aktionsplan sollen Schlupflöcher gestopft und Schwachstellen beseitigt werden. Das Maßnahmenpaket soll innerhalb der kommenden zwölf Monate angegangen werden. Nach Angaben der Kommission entfällt innerhalb der EU jährlich etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts auf illegale Finanztätigkeiten wie etwa Geldwäsche im Zusammenhang mit Korruption, Waffen- und Menschenhandel und Terrorfinanzierung. Das entspreche rund 160 Milliarden Euro. Nur ein geringer Anteil der Gelder werde beschlagnahmt oder eingefroren, erklärte das Europaparlament. Die Parlamentarier forderten zudem ein neues EU-weites Organ, das zentral gegen Geldwäsche vorgeht.

Organ mit direkten Aufsichtsbefugnissen im Finanzsektor verlangt

Der zuständige Kommissionsvize Valdis Dombrovskis hatte sich am 08.07.2020 bei einer Debatte im Plenum offen für einen solchen Vorschlag gezeigt. Dieses Organ brauche direkte Aufsichtsbefugnisse im Finanzsektor und außerhalb, sagte Dombrovskis. Die Befugnisse könnten einer neuen EU-Behörde oder der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA gegeben werden. Das Vorgehen gegen Geldwäsche sei auch ein zentrales Anliegen der deutschen Ratspräsidentschaft, betonte Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt.

Grünen-Europaabgeordneter pocht auf konsequente Durchsetzung bestehender Gesetze

Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold betonte, milliardenschwere Geldwäsche-Skandale der vergangenen Jahre seien ein klares Indiz dafür, dass es strengerer Regeln und neuer EU-Institutionen bedürfe. "Vor allem brauchen wir die konsequente Durchsetzung bestehender Gesetze – europaweit", betonte Giegold.

Redaktion beck-aktuell, 13. Juli 2020 (dpa).