Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 umstritten
Ende des Monats wollen die Mitgliedstaaten ihre Position zu einem Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselautos festlegen. Danach müssten beide EU-Institutionen gegebenenfalls einen Kompromiss finden, damit die Vorgabe in Kraft treten kann. Nach der Abstimmung sagte der deutsche Grünen-Abgeordnete Michael Bloss: “Damit haben wir uns für die Zukunft des Automobilstandorts Europa entschieden.“ Künftig würden die besten Elektroautos und neuesten Batterien aus Europa kommen. Ganz anders sieht das sein CDU-Amtskollege Jens Gieseke. “Grüne, Liberale und Sozialdemokraten setzen leider lieber alles auf die Karte Elektromobilität.“ Er fürchtet nach eigenen Worten um die Wettbewerbsfähigkeit Europas und zahlreiche Arbeitsplätze. Er räumte aber ein: “Das Verbrennerverbot 2035 wird wohl nicht mehr zu verhindern sein.“ ADAC und der Verband der Automobilindustrie (VDA) sehen die Entscheidung ebenfalls kritisch. Sie hätten es bevorzugt, auch eine Perspektive für klimaneutral betankte Verbrennungsmotoren zu öffnen. Die Entscheidung wolle nicht wahrhaben, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller, dass es in weiten Teilen Europas keine ausreichende Ladeinfrastruktur für E-Autos gebe.
Keine Ausnahme für klimafreundliche synthetische Kraftstoffe
Die Abgeordneten sprachen sich auch dafür aus, dass es keine Ausnahmen für klimafreundliche synthetische Kraftstoffe geben solle. Mit diesen könnte ein klassischer Verbrenner klimaneutral betrieben werden. Kritiker befürchten jedoch, dass es von dem “grünen“ Kraftstoff schon zu wenig für Luft- und Schifffahrt gibt, die weniger leicht als Autos oder Transporter elektrisch betrieben werden können. Umweltorganisationen begrüßten das Ergebnis zumeist. “Heute wurde vom Europäischen Parlament ein klares Signal Richtung Antriebswechsel gesetzt“, so Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND. Der Verbrennungsmotor sei ein Auslaufmodell, das müsse nun allen Beteiligten klar sein. Vom Nabu heißt es: "Das EU-Verbrenner-Aus 2035 ist ein großer Schritt und Arbeitsauftrag zugleich." Die Bundesregierung müsse nun dringend Maßnahmen ergreifen, damit das Ziel erreicht werde. Der Deutschen Umwelthilfe geht die Maßnahme nicht weit genug, sie fordert ein Verbrenner-Aus schon ab 2030.
Reform des EU-Emissionshandels vorerst gescheitert
Am 08.06.2022 fanden auch weitere Abstimmungen zum Gesetzespaket “Fit for 55“ statt, mit dem die EU bis 2030 klimaschädliche Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 55% senken und bis 2050 klimaneutral zu werden will. Eine Reform des EU-Emissionshandels scheiterte zunächst. Eine Mehrheit der Abgeordneten lehnte eine geplante Ausweitung des Systems auf Gebäude und Verkehr ab - weil sie die Vorgaben zu lax finden. Das Gesetz wurde zurück an den Umweltausschuss verwiesen, um einen neuen Kompromiss zu finden. Auch der geplante EU-Grenzausgleichsmechanismus - eine Art Importzoll auf CO2-Emissionen von Waren - und der Klimasozialfonds für einkommensschwache Haushalte liegen erstmal auf Eis, da sie eng mit dem Emissionshandel zusammenhängen. Wie lange es dauern könnte, bevor das Parlament über einen neuen Kompromiss abstimmen kann, ist offen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen der Parteilager
Der CDU-Abgeordnete Peter Liese (CDU), der für die Verhandlung des Dossiers im EU-Parlament zuständig ist, sagte: “Die Sozialdemokraten und die Grünen sind ihrer Verantwortung für Klimaschutz nicht gerecht geworden." Aus Sicht der Grünen und Sozialdemokraten dagegen war der Text schlussendlich nicht ehrgeizig genug. “Das Europäische Parlament lehnt den von der fossilen Lobby und Allianz aufgeweichten Emissionshandel ab“, sagte Grünen-Politiker Michael Bloss. Der Umweltausschuss hatte zuvor dafür gestimmt, den vom Emissionshandel abgedeckten Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 67% zu senken. Eine Mehrheit im Parlament stimmte jedoch für einen Änderungsvorschlag der konservativen EVP für eine Reduktion von 63%. “Die christdemokratische EVP hat mit der rechten Seite des Hauses versucht, den Kommissionsvorschlag zu verwässern, wo es nur möglich war“, sagte Wölken von der SPD.