Maas: Auszeichnung ist "unmissverständlicher Aufruf" an Russland
Kremlkritiker Nawalny ist derzeit in einem Straflager rund hundert Kilometer östlich von Moskau inhaftiert. Er gilt als der schärfste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin und überlebte im August vergangenen Jahres nur knapp einen Anschlag mit dem illegalen Kampfstoff Nowitschok. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte die Auszeichnung Nawalnys als große Anerkennung "der wichtigen Rolle, die er seit vielen Jahren bei der Unterstützung demokratischer Werte und als starke Stimme in Russland gespielt hat". Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) teilte mit, Nawalny versinnbildliche wie kaum ein Zweiter, "welch bitteren Preis es haben kann, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren." Die Auszeichnung sei auch ein "unmissverständlicher Aufruf" an Russland, ihn endlich freizulassen.
Menschenrechtler und Unterstützer begrüßen Preisverleihung
Nawalnys Team freute sich in den sozialen Netzwerken über den Sacharow-Preis. "Hurra!", schrieb Iwan Schdanow – ein enger Vertrauter des Oppositionspolitikers – auf Twitter. Leonid Wolkow nannte die Auszeichnung "wohlverdient" und bedankte sich bei allen Unterstützern. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußerte in einer Mitteilung die Hoffnung, "dass die mit dem Preis verbundene Aufmerksamkeit den Druck auf die russischen Behörden erhöht, der rechtswidrigen juristischen Verfolgung und Inhaftierung von Alexej Nawalny rasch ein Ende zu setzen". Die FDP-Menschenrechtsexpertin Gyde Jensen nannte die Entscheidung des EU-Parlaments "großartig".
Offizielle Ehrung im EU-Parlament erst Mitte Dezember
Zu den Finalisten des Sacharow-Preises gehörten neben Nawalny auch eine Gruppe afghanischer Frauen, die für Gleichberechtigung und Menschenrechte in ihrem Land kämpfen, sowie die derzeit inhaftierte frühere bolivianische Interimspräsidentin Jeanine Anez. Der Preis selbst wird Mitte Dezember im Rahmen einer Zeremonie im Plenarsaal des Parlaments verliehen. Er wird seit 1988 vom Europäischen Parlament an Persönlichkeiten oder Organisationen vergeben, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und der Meinungsfreiheit einsetzen. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.