EU-Jus­tiz­ba­ro­me­ter 2018: Un­ab­hän­gig­keit der Jus­tiz über­wie­gend bes­ser ge­wor­den oder sta­bil ge­blie­ben

Die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on hat am 28.05.2018 das EU-Jus­tiz­ba­ro­me­ter 2018 ver­öf­fent­licht. Da­nach habe sich die Un­ab­hän­gig­keit der Jus­tiz über­wie­gend ver­bes­sert oder sei sta­bil ge­blie­ben, in ei­ni­gen EU-Staa­ten habe sie sich aber auch ver­schlech­tert. Fer­ner seien die zivil- und han­dels­recht­li­chen Ver­fah­ren in meh­re­ren Mit­glied­staa­ten immer noch zu lang.

Un­ab­hän­gig­keit der Jus­tiz über­wie­gend bes­ser ge­wor­den oder sta­bil ge­blie­ben

Das EU-Jus­tiz­ba­ro­me­ter gibt einen ver­glei­chen­den Über­blick über die Un­ab­hän­gig­keit, Qua­li­tät und Ef­fi­zi­enz der Jus­tiz­sys­te­me in den EU-Mit­glied­staa­ten. Laut Kom­mis­si­on liegt der Schwer­punkt im Jus­tiz­ba­ro­me­ter 2018 auf der Un­ab­hän­gig­keit der Jus­tiz. Be­son­de­res Au­gen­merk gelte den Räten für das Jus­tiz­we­sen, der Ein­mi­schung von Exe­ku­ti­ve und Par­la­ment in die Er­nen­nung und Ent­las­sung von Rich­tern und Ge­richts­prä­si­den­ten sowie der Or­ga­ni­sa­ti­on der Staats­an­walt­schaf­ten. Die Un­ter­su­chung komme zu dem Er­geb­nis, dass sich die Un­ab­hän­gig­keit der Jus­tiz in den Augen der Un­ter­neh­men in etwa zwei Drit­teln der Mit­glied­staa­ten ge­gen­über dem Vor­jahr oder seit 2010 ver­bes­sert habe oder sie sta­bil ge­blie­ben sei. In ei­ni­gen Län­dern habe sie sich aber auch ver­schlech­tert. Als Grün­de für eine man­geln­de Un­ab­hän­gig­keit von Ge­rich­ten und Rich­tern hät­ten so­wohl die Bür­ger als auch die Un­ter­neh­men am häu­figs­ten Ein­fluss­nah­me oder Druck durch Staat und Po­li­ti­ker ge­nannt. Die Un­ter­su­chung zeige fer­ner, dass es einen brei­ten Trend hin zu einer grö­ße­ren Un­ab­hän­gig­keit der Staats­an­walt­schaft gibt, an­statt sie der Exe­ku­ti­ve un­ter­zu­ord­nen oder an sie an­zu­bin­den.

Zivil- und han­dels­recht­li­che Ver­fah­ren in meh­re­ren EU-Staa­ten zu lang

Unter dem As­pekt der Ef­fi­zi­enz der Jus­tiz ent­hält das Jus­tiz­ba­ro­me­ter der Kom­mis­si­on zu­fol­ge erst­mals Daten über die Länge der Ge­richts­ver­fah­ren in allen In­stan­zen. Da­nach seien zwar po­si­ti­ve Ent­wick­lun­gen in den Mit­glied­staa­ten mit Pro­ble­men zu be­ob­ach­ten, doch seien die zivil- und han­dels­recht­li­chen Ver­fah­ren in meh­re­ren Mit­glied­staa­ten nach wie vor sehr lang­wie­rig. Deutsch­land liegt nach der Un­ter­su­chung mit einer Dauer von etwa 200 Tagen für erst­in­stanz­li­che zivil- und han­dels­recht­li­che Strei­tig­kei­ten im Jahr 2016 im Mit­tel­feld. Bei der Be­kämp­fung der Geld­wä­sche dau­er­ten die erst­in­stanz­li­chen Ge­richts­ver­fah­ren in etwa der Hälf­te der Mit­glied­staa­ten durch­schnitt­lich ein Jahr. In ei­ni­gen Mit­glied­staa­ten könn­ten sie im Schnitt sogar zwei oder mehr Jahre dau­ern.

Fi­nanz­be­darf wird meist nicht nach der ak­tu­el­len Ar­beits­be­las­tung be­mes­sen

Unter dem As­pekt der Qua­li­tät der Jus­tiz spie­len die Fi­nanz­mit­tel für die Jus­tiz­sys­te­me eine be­deu­ten­de Rolle. Nach dem Jus­tiz­ba­ro­me­ter 2018 sei die Höhe der ge­samt­staat­li­chen Aus­ga­ben für das Jus­tiz­we­sen in den meis­ten Mit­glied­staa­ten ins­ge­samt sta­bil ge­blie­ben, so die Kom­mis­si­on. Al­ler­dings be­stün­den große Un­ter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Län­dern. Die Mit­glied­staa­ten zögen meist his­to­ri­sche oder tat­säch­li­che Kos­ten für die Er­mitt­lung des Fi­nanz­be­darfs heran, an­statt sich auf die tat­säch­li­che Ar­beits­be­las­tung oder die von den Ge­rich­ten ver­an­schlag­ten Mit­tel zu ver­las­sen. 16 Mit­glied­staa­ten hät­ten EU-Mit­tel zur Un­ter­stüt­zung ihrer Jus­tiz­sys­te­me ver­wen­det.

Redaktion beck-aktuell, 29. Mai 2018.

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