Elf SPD-Punkte für Gespräche mit der Union

Nach dem ersten Spitzengespräch mit der Union will die SPD am 15.12.2017 über konkrete Sondierungen entscheiden. Sie hat für eine mögliche erneute große Koalition elf Kernthemen aufgestellt. Streitpunkte könnten insbesondere die Steuer-, Gesundheits- und Flüchtlingspolitik werden. Zudem wollen die Sozialdemokraten auch über eine Minderheitsregierung und über eine sogenannte Kooperationskoalition mit nur punktueller Zusammenarbeit sprechen – beides will die Union nicht.

EU soll gestärkt werden

Eines der elf Kernanliegen der SPD ist ein "demokratisches, solidarisches und soziales Europa". Zusammen mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron soll die EU gestärkt werden. Die SPD ist für eine finanzielle Stärkung der EU, Steueroasen sollen ausgetrocknet und eine gemeinsame Flüchtlingspolitik entwickelt werden. Ein Europäischer Währungsfonds soll helfen, Finanzkrisen oder Krisen in Euro-Mitgliedsländern besser abzufedern.

Sichere Arbeitsplätze und gute Löhne

Außerdem will sich die SPD für sichere Arbeitsplätze, gute Löhne und eine innovative Wirtschaft einsetzen. Arbeitsverhältnisse sollen nicht länger ohne triftige Gründe befristet werden, die Tarifbindung soll gestärkt werden. Zudem sollen die Möglichkeiten zur Weiterbildung und Mitbestimmung mit Blick auf den digitalen Wandel deutlich ausgebaut werden.

Gleichberechtigung vorantreiben

Auch strebt die SPD einen gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit für Frauen und Männer an. Berufe, in denen viele Frauen arbeiten, wie in der Pflege, sollen besser bezahlt werden. Wer vorübergehend in Teilzeit arbeitet, soll einen Rechtsanspruch bekommen, um auf eine Vollzeitstelle zurückkehren zu können. Für Familien und die Pflege von Angehörigen soll ein neues Familiengeld eingeführt werden.

Bildung für alle ermöglichen

In Sachen Bildung will die SPD die Gebühren "von der Kita bis zur Uni oder zum Meisterbrief" abschaffen. Es soll einen Rechtsanspruch auf Ganztagsschulplätze geben. Da es dem Bund bisher verfassungsrechtlich verboten ist, die Länder und Gemeinden im Bildungsbereich finanziell zu unterstützen, soll das sogenannte Kooperationsverbot aufgehoben werden.

Solidarrente gegen Altersarmut

Bei der Rente soll das Rentenniveau gesichert, die Beiträge sollen durch "einen neuen Generationenvertrag" stabilisiert werden. Zudem will man eine Solidarrente, damit alle, die Vollzeit gearbeitet und Sozialbeiträge gezahlt haben, nicht von Altersarmut bedroht sind.

Bürgerversicherung geplant

"Wir wollen alle Menschen in Deutschland auf die gleiche Weise versichern und dazu eine Bürgerversicherung einführen", so die SPD zum Thema Gesundheit und Pflege. Die Beiträge zur Krankenversicherung sollen in gleichem Maße von Arbeitgebern und Beschäftigten gezahlt werden. Auch Beamte und Gutverdiener sollen in diese Versicherung einzahlen – bisher sind sie in der Regel privat versichert. In der Pflege soll es viel mehr Personal und eine bessere Bezahlung geben.

Schnelles Internet und Entlastung von Familien

Es soll massiv in ein schnelles Internet, bessere Straßen und sozialen Wohnraum investiert werden, Kommunen sollen besser unterstützt werden. Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen sollen stärker entlastet werden. Höchste Einkommen und Vermögen sollen stärker besteuert werden und Steuerhinterziehung und Steuervermeidung stärker bekämpft werden.

Neue Mietpreisbremse

Der soziale Wohnungsbau soll ausgeweitet werden, um die hohen Mieten gerade in den Großstädten zu bekämpfen. Nach der weitgehend wirkungslosen ersten Mietpreisbremse sollen mit einem neuen Gesetz die Rechte der Mieter gestärkt werden.

SPD für Einwanderungsgesetz und gegen Flüchtlingsobergrenze

Die SPD will ein modernes Einwanderungsgesetz, das den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte ermöglicht und legale Einwanderung besser steuert. Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen müssen, erhalten weiterhin Schutz. "Eine Obergrenze, die diesen Grundsatz in Frage stellt, lehnen wir ab." Und: Die temporäre Aussetzung des Familiennachzugs bei Flüchtlingen soll nicht verlängert werden – die Union lehnt das strikt ab. Das Angebot von Sprach- und Weiterbildungskursen soll ausgeweitet werden.

Mehr Polizei

"Die offene Gesellschaft muss sich gegen ihre Feinde schützen", betont die SPD. Das setze einen handlungsfähigen Rechtsstaat voraus, mit mehr Polizei und einer starken Justiz.

Ausbau erneuerbarer Energien und schrittweiser Kohleausstieg

Schließlich ist der SPD ein konsequenter Ausbau erneuerbarer Energien und ein schrittweiser Kohleausstieg ein Anliegen. Die von Strukturwandel betroffenen Regionen sollen finanziell unterstützt werden.

Redaktion beck-aktuell, 14. Dezember 2017 (dpa).

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