EGMR verurteilt Russland wegen unzureichender Ermittlungen im Mordfall Estemirowa

Zwölf Jahre nach dem Mord an der Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa im Nordkaukasus hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Russland wegen unzureichender Ermittlungen in dem Fall verurteilt. Die Richter ordneten zudem eine Entschädigungszahlung von 20.000 Euro an die Schwester des Opfers an.

Estemirowa 2009 in Grosny entführt und ermordet

Die Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa, die für die Menschenrechtsorganisation Memorial arbeitete, wurde im Juli 2009 in Grosny entführt und ermordet. Sie hatte sich mit kritischen Berichten über das Verschwinden von Zivilisten in Tschetschenien wiederholt den Zorn der moskautreuen Machthaber in der Region zugezogen. Ermittler machten damals einen Islamisten für die Tat verantwortlich, was Menschenrechtler aber bezweifeln.

Zweifel an Qualität der Beweisanalyse

Dem EGMR zufolge gibt es zwar keine Beweise für eine staatliche Beteiligung an der Entführung und Ermordung Estemirowas. Es gebe aber Zweifel an der Qualität der Beweisanalyse der Ermittler und deren Schlussfolgerungen, so das Gericht. Die russische Regierung habe sich zudem geweigert, einen Großteil der Ermittlungsakten zu übermitteln.

EGMR, Urteil vom 31.08.2021 - 42705/11

Redaktion beck-aktuell, 1. September 2021 (dpa).