Mehr als 400 Juristen, die nach dem Putschversuch in der Türkei im Jahr 2016 verhaftet wurden, sollen eine Entschädigung von der türkischen Regierung bekommen. Die Türkei habe das Menschenrecht der Beschwerdeführer auf Freiheit verletzt und müsse nun 5.000 Euro an jeden einzelnen von ihnen zahlen, urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am 23.11.2021.
Juristen nach Putschversuch zu Unrecht verhaftet
Die Juristen - etwa Richter und Staatsanwälte - waren nach dem Putschversuch in Untersuchungshaft genommen worden. Sie wurden von den Behörden verdächtigt, Teil der Gülen-Bewegung zu sein, die der türkische Präsident Erdogan für den versuchten Umsturz verantwortlich macht. Der islamische Geistliche Fethullah Gülen, nach dem die Bewegung benannt ist, bestreitet dies. Nach Überzeugung des EGMR war die Untersuchungshaft der Juristen nicht durch nationale Gesetze gerechtfertigt. Die Entscheidung ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Beide Parteien können sie innerhalb von drei Monaten anfechten. Der EGMR hat die Türkei in ähnlichen Fällen bereits mehrfach verurteilt.
EGMR, Urteil vom 23.11.2021 - 75805/16
Redaktion beck-aktuell, 23. November 2021 (dpa).
Zum Thema im Internet
Das Urteil des EGMR (Az.: 75805/16) finden sie auf dessen Internetseiten.
Aus dem Nachrichtenarchiv
Beobachter des Europarats besorgt über Lage türkischer Anwälte, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 22.09.2020, becklink 2017528
Nach 238 Tage Hungerstreik stirbt inhaftierte türkische Anwältin Timtik, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 28.08.2020, becklink 2017299
Türkei: Anwälte boykottieren Empfang in Erdogans Präsidialpalast, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 02.09.2019, becklink 2014021