EGMR: Mann nach Fest­nah­me schwer­be­hin­dert – Frank­reich muss 6,5 Mil­lio­nen Euro zah­len

Frank­reich muss 6,5 Mil­lio­nen Euro Ent­schä­di­gung an einen Mann zah­len, der seit sei­ner Fest­nah­me wegen einer fal­schen Ver­däch­ti­gung schwer­be­hin­dert ist. Das ent­schied der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in einem am 15.02.2018 ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil (Az.: 20579/12).

Mann wurde zu Boden ge­run­gen

Der Klä­ger war im No­vem­ber 2004 von den Si­cher­heits­kräf­ten des staat­li­chen Bahn­un­ter­neh­mens SNCF auf­ge­grif­fen wor­den. Sie hat­ten ihn zu Un­recht ver­däch­tigt, Stei­ne auf Züge ge­wor­fen zu haben. Der Mann wurde zu Boden ge­run­gen und bekam Hand­schel­len an­ge­legt. Po­li­zis­ten über­nah­men und fuh­ren mit dem Mann in Rich­tung Re­vier.

Schwe­re Ge­hirn­schä­di­gun­gen

Bei der An­kunft fiel der Fest­ge­nom­me­ne ins Koma. Er wurde ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert. Spä­ter wur­den schwe­re Ge­hirn­schä­di­gun­gen bei ihm fest­ge­stellt. Der Mann ist heute auf einen Roll­stuhl und im All­tag auf Hilfe an­ge­wie­sen.

Ver­stoß gegen Ver­bot der un­mensch­li­chen Be­hand­lung

Die fran­zö­si­schen Be­hör­den hät­ten keine glaub­haf­ten Ar­gu­men­te dafür ge­lie­fert, dass die Ver­let­zun­gen des Man­nes schon aus der Zeit vor der Fest­nah­me stamm­ten, ur­teil­ten die Straßbur­ger Rich­ter. Frank­reich habe daher gegen Ar­ti­kel 3 der Eu­ro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on ver­sto­ßen: gegen das Ver­bot der un­mensch­li­chen Be­hand­lung.

EGMR, Urteil vom 15.02.2018 - 20579/12

Redaktion beck-aktuell, 15. Februar 2018 (dpa).

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