Dä­ne­mark wegen Ab­schie­bung psy­chisch kran­ken Straf­tä­ters ver­ur­teilt

Mit der Ab­schie­bung eines psy­chisch kran­ken Straf­tä­ters in die Tür­kei hat Dä­ne­mark das Men­schen­recht des Man­nes auf Pri­vat­le­ben ver­letzt. Die dä­ni­schen Ge­rich­te hät­ten bei ihrer Ent­schei­dung nicht aus­rei­chend die in­di­vi­du­el­le Si­tua­ti­on des Man­nes be­rück­sich­tigt, teil­te der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te am 07.12.2021 in Straßburg mit. Das dau­er­haf­te Ver­bot wie­der ein­zu­rei­sen sei zudem un­ver­hält­nis­mä­ßig.

Psy­chisch kran­ker Straf­tä­ter wurde in die Tür­kei ab­ge­scho­ben

Der ab­ge­scho­be­ne Mann, der sich vor dem Ge­richt be­schwert hatte, war im Alter von sechs Jah­ren mit sei­ner Fa­mi­lie aus der Tür­kei nach Dä­ne­mark ge­kom­men. Spä­ter be­ging er unter dem Ein­fluss sei­ner psy­chi­schen Er­kran­kung und ge­mein­sam mit an­de­ren Tä­tern eine schwe­re Ge­walt­tat, in deren Folge das Opfer starb. Des­we­gen wurde er ver­ur­teilt und letzt­lich ab­ge­scho­ben.

EGMR be­an­stan­det Ver­let­zung des Rechts auf Pri­vat­le­ben

Vor Ge­richt mach­te der Mann gel­tend, sein ge­sam­tes so­zia­les Um­feld be­fin­de sich in Dä­ne­mark, er spre­che kein Tür­kisch und in der Tür­kei könne seine psy­chi­sche Krank­heit nicht an­ge­mes­sen be­han­delt wer­den. Neben der Ver­let­zung sei­nes Rechts auf Pri­vat­le­ben be­män­gel­te er auch einen Ver­stoß gegen das Ver­bot un­mensch­li­cher Be­hand­lung, wobei ihm das Ge­richt je­doch nicht folg­te. Dä­ne­mark muss dem Mann nun 20.000 Euro für die an­ge­fal­le­nen Pro­zess­kos­ten zah­len.

EGMR, Urteil vom 07.12.2021 - 57467/15

Redaktion beck-aktuell, 7. Dezember 2021 (dpa).