In­fek­ti­ons­schutz: Rich­ter­bund will Hem­mung der Un­ter­bre­chungs­fris­ten ver­län­gern

Die Re­ge­lung in § 10 EGSt­PO, wo­nach der Lauf der in § 229 Ab­satz 1 und 2 StPO ge­nann­ten Un­ter­bre­chungs­fris­ten un­ab­hän­gig von der Dauer der Haupt­ver­hand­lung ge­hemmt ist, so­lan­ge die Haupt­ver­hand­lung auf­grund von Schutz­maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung der Ver­brei­tung von Co­ro­na-In­fek­tio­nen nicht durch­ge­führt wer­den kann, soll­te nach An­sicht des Deut­schen Rich­ter­bun­des (DRB) ver­län­gert wer­den. In der Pra­xis der Straf­ge­rich­te habe sich diese Hem­mungs­re­ge­lung be­währt.

Re­ge­lung er­hält Jus­tiz hand­lungs- und funk­ti­ons­fä­hig

Die Re­ge­lung würde ei­gent­lich mit dem 29.06.2022 aus­lau­fen. An­ders als für die in § 229 Abs. 3 StPO vor­ge­se­he­ne Hem­mung der vor­ge­nann­ten Un­ter­bre­chungs­fris­ten müsse nach § 10 EGSt­PO ins­be­son­de­re weder ein An­ge­klag­ter noch eine zur Ur­teils­fin­dung be­ru­fe­ne Per­son er­krankt sein - eine bloße Qua­ran­tä­ne rei­che aus. Auch müsse die Haupt­ver­hand­lung nicht be­reits an min­des­tens zehn Tagen statt­ge­fun­den haben. In der Pra­xis der Straf­ge­rich­te sei die Re­ge­lung in § 10 EGSt­PO von gro­ßer Be­deu­tung. Sie trage zur Be­schleu­ni­gung von Straf­ver­fah­ren bei, ver­mei­de eine Mehr­be­las­tung der oh­ne­hin knap­pen Res­sour­cen in der Jus­tiz mit pan­de­mie­be­dingt aus­zu­set­zen­den und damit zu wie­der­ho­len­den Haupt­ver­hand­lun­gen und schüt­ze so die Hand­lungs- und Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Jus­tiz ins­ge­samt. Durch die Ver­mei­dung aus­set­zungs­be­dingt zu wie­der­ho­len­der Be­weis­er­he­bun­gen trage sie zudem As­pek­ten des Op­fer­schut­zes Rech­nung.

Re­ge­lung trotz Nor­ma­li­sie­rung der Lage wei­ter nötig

An­ge­sichts der hohen Pra­xis­re­le­vanz hält der DRB es für be­denk­lich, die Re­ge­lung erst im Herbst zu ver­län­gern und ihren An­wen­dungs­be­reich in­halt­lich oder auch zeit­lich zu be­schrän­ken. Die Re­ge­lung er­mög­li­che vor allem, im Straf­ver­fah­ren an­ge­mes­sen auf die Qua­ran­tä­ne eines Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten zu re­agie­ren und ver­hin­de­re, dass al­lein des­we­gen ein Ver­fah­ren völ­lig neu be­gin­nen muss. Dies sei - auch bei weit­ge­hen­der Nor­ma­li­sie­rung der Lage - wei­ter­hin nötig, so­lan­ge die Pan­de­mie nicht end­gül­tig über­wun­den ist.

Redaktion beck-aktuell, 20. Juni 2022.

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