Die Träger der Alternativen Nobelpreise 2021

Die große internationale Aufmerksamkeit haben sie bisher nicht erhalten, aber das könnte sich durch die Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis nun ändern: Drei Aktivistinnen und Aktivisten aus Kamerun, Russland und Kanada sowie eine Umweltschutzorganisation aus Indien werden in diesem Jahr mit dem Right Livelihood Award geehrt. Ein Überblick, wofür sie ausgezeichnet werden.

Marthe Wandou (Kamerun) – Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder

Die 57 Jahre alte Juristin Marthe Wandou zeigt nach Angaben von Stiftungsdirektor Ole von Uexküll auf beeindruckende Weise, dass es trotz der Bedrohung durch Terroristen der Gruppe Boko Haram möglich ist, Menschen vor Ort zu mobilisieren und zu organisieren. Seit den 1990er Jahren setzt sich die Gender- und Friedensaktivistin dafür ein, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder – vor allem gegen Mädchen – bekämpft wird. 1998 schuf sie die Organisation Aldepa, mit der sie für das Wohlergehen von Mädchen kämpft. Dabei geht es ihr nicht nur um das Verhindern von Gewalttaten, sondern auch um Bildung, Betreuung und Rechtsbeistand.

Wladimir Sliwjak (Russland) – Kampf gegen Umweltzerstörung durch Kohleabbau

Die Energiemacht Russland gilt in Europa vor allem als Produzent von Erdöl und Erdgas. Dass jedoch auch große Anteile der in Deutschland verfeuerten Steinkohle – ebenfalls ein fossiler Brennträger – aus dem Riesenreich stammen, ist weniger bekannt. Wladimir Sliwjak, 1973 in Kaliningrad geboren, setzt sich dafür ein, dass das Ausland etwa für die Folgen des Kohleabbaus in Russland sensibilisiert wird – und er hilft Menschen vor Ort, die darunter leiden. Er hat mehrfach Briefe an die Bundesregierung in Berlin geschickt. Als Mitbegründer der russischen Umweltorganisation Ecodefense arbeitet Sliwjak an der Entschärfung der Klimakrise und kämpft auch für den Ausbau von Erneuerbaren Energien.

Freda Huson (Kanada) – Kampf um Landrückgewinnung für Indigene

Als weibliches Oberhaupt ihres Volkes der Wet'suwet'en setzt sich die 57-jährige Freda Huson dafür ein, dass sich indigene Gemeinschaften wieder mit ihrem Land verbinden und die Kontrolle darüber zurückfordern. Dabei geht es auch um den Kampf gegen den Bau von Pipelines in ihren Lebensräumen. In der kanadischen Provinz British Columbia koordiniert sie das Unist'ot'en-Camp, in dem sich Menschen versammeln, die gegen die Gas-Pipeline "Coastal GasLink" in der Region sind. Die Right-Livelihood-Stiftung würdigt sie dafür, mit ihrem ganzheitlichen Ansatz bei der Rückgewinnung von Kultur und Land wichtige kulturelle Erneuerungsprozesse anzustoßen.

Legal Initiative for Forest and Environment (Life, Indien) – Kampf gegen Umweltzerstörung

Ritwick Dutta und Rahul Choudhary sind absolute Rechtsprofis – und das nutzen sie, um die Umwelt ihrer indischen Heimat besser vor Ausbeutung zu schützen. 2005 gründeten die beiden Rechtsanwälte die Organisation Life, mit der sie lokalen Gemeinden mit juristischen Mitteln helfen, sich gegen übermächtige Gegner, den Bau von umweltschädlichen Anlagen und die Abholzung von Wäldern zur Wehr zu setzen. Die Juristen der Organisation zählen zu den federführenden Rechtsvertretern bei Klagen im Namen der indischen Öffentlichkeit. Dabei geht es auch um die Reform der entsprechenden Gesetzgebung.

Redaktion beck-aktuell, 29. September 2021 (dpa).