Deutsche Sozialarbeiterin in Türkei von Terrorvorwurf freigesprochen

Die Bonner Sozialarbeiterin Yüksel Wessling ist in der Türkei vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation freigesprochen worden. Es gebe keine ausreichenden Beweise für die Anschuldigungen, entschied ein Gericht in Istanbul bereits am Donnerstag. Wie Wesslings Anwalt, Emre Dogan, bestätigte, ist damit auch die Ausreisesperre gegen Wessling aufgehoben worden. Sie werde so bald wie möglich zu ihrer Familie nach Deutschland zurückkehren.

Über sechs Jahre Haft drohten

Wessling (65), die auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, war im Oktober 2019 an der Ausreise aus der Türkei gehindert worden und durfte das Land seitdem nicht mehr verlassen. Ihr war unter anderem vorgeworfen worden, Vorstandsmitglied des lokalen Vereins "Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurdinnen und Kurden in Hannover" (NAV-DEM Hannover) gewesen zu sein. Das Gericht in Istanbul sah dafür nun keine Beweise. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu sechs Jahre und drei Monate Haft gefordert. Der bundesweite Verein NAV-DEM Deutschland fungierte dem Verfassungsschutz zufolge lange als Dachverband der PKK-nahen Vereine in Deutschland.

Noch 61 Deutsche in türkischer Haft

Im Jahr 2017 hatte die Inhaftierung deutscher Staatsbürger die Beziehungen zwischen Berlin und Ankara schwer belastet. Aktuell befinden sich nach Angaben des Auswärtigen Amts insgesamt 61 deutsche Staatsangehörige in türkischer Haft. Die Strafvorwürfe beziehen sich demnach in 15 Fällen auf terroristische Straftaten. Zudem seien aktuell 63 Fälle von Deutschen bekannt, die aufgrund von Ausreisesperren die Türkei nicht verlassen können. Zurzeit werden unter anderem die Kölnerin Gönül Örs und ihre Mutter Hozan Cane (Künstlername) in der Türkei festgehalten.

Redaktion beck-aktuell, 19. April 2021 (dpa).