DAV fordert: Rechtsberatung soll Teil humanitärer Hilfe werden

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) tritt dafür ein, dass die Rechtsberatung wie die medizinische Erstversorgung, Nahrungsmittel und ein Dach über dem Kopf ein fester Bestandteil der humanitären Hilfe wird. Bisher hätten die Menschen keinen Anspruch auf individuelle fachliche Beratung, heißt es beim DAV, der am 10.03.2017 mit einer Delegation das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos besuchte. Dabei sei solch eine Beratung gerade in Ausnahmesituationen wie der Flüchtlingskrise unabdingbar.

Flüchtlinge ohne Kenntnis des EU-Asylverfahrens

"Die meisten Menschen, die hier ankommen, wissen überhaupt nicht, was es mit dem europäischen Asylverfahren auf sich hat", sagte DAV-Geschäftsführer Cord Brügmann der Deutschen Presse-Agentur am 10.03.2017. Als Beispiel nannte er einen Iraker, der bei der ersten Anhörung zu seinem Asylgesuch immer wieder betonte, dass er ein sehr guter Lastwagenfahrer sei. "Er glaubte, seine Qualifikation sei von Wert für die griechische Wirtschaft. Dass er als Christ im Irak verfolgt wurde, erwähnte er hingegen nicht."

Ehrenamtliche Rechtsberatung nicht ausreichend

Seit August 2016 beraten ehrenamtliche deutsche und europäische Anwälte die Flüchtlinge in Moria im Rahmen des Projekts "European Lawyers in Lesvos". "Die UN-Flüchtlingshilfe hat uns bestätigt, dass dadurch viele Prozesse besser funktionieren und die Verfahren schneller abgeschlossen werden - was im Interesse aller Beteiligten ist", sagt Brügmann. Dennoch sei die ehrenamtliche Arbeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Unsere politische Forderung lautet, griechische Rechtsanwälte zu finanzieren, die solche Beratungen durchführen und die Fälle dann auch zu Ende bringen können."

Redaktion beck-aktuell, 14. März 2017 (dpa).

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