Cum-Ex-Verfahren: Zahl der Beschuldigten in Nordrhein-Westfalen stark gestiegen

Die Zahl der Beschuldigten in Cum-Ex-Verfahren um die Mehrfacherstattung von Steuern ist in Nordrhein-Westfalen von 400 im September 2019 auf aktuell 880 Beschuldigte gestiegen. Dies geht aus einem Bericht von Justizminister Peter Biesenbach (CDU) für die Sitzung des Rechtsausschusses des Landtags am 10.06.2020 hervor.

LG Bonn fällte erstes Cum-Ex-Strafurteil 

Die Ermittlungen in den Cum-Ex-Fällen in Nordrhein-Westfalen sind bei der Staatsanwaltschaft Köln gebündelt worden. Die 880 Beschuldigten seien in 68 Ermittlungsverfahren erfasst. Im bundesweit ersten Cum-Ex-Strafprozess hatte das Landgericht Bonn im März 2020 zwei britische Aktienhändler, die als Kronzeugen umfassend zur Aufklärung beigetragen hatten, zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Warburg hat Revision eingelegt

Die Privatbank M.M. Warburg war als sogenannte Einziehungsbeteiligte zur Zahlung von 176 Millionen Euro aufgefordert worden. Dagegen hat sie Revision eingelegt, so dass der Fall vor dem Bundesgerichtshof landet. Mittlerweile gibt es am Landgericht Bonn ein weiteres Verfahren im Cum-Ex-Komplex, wie ein Gerichtssprecher am 09.06.2020 bestätigte. Einzelheiten nannte er nicht.

“Cum-Ex“-Geschäfte verursachten Milliardenschaden

Bei “Cum-Ex“-Geschäften handelten Aktienhändler rund um den Dividendenstichtag Aktien mit (“cum“) und ohne (“ex“) Ausschüttungsanspruch zwischen mehreren Beteiligten hin und her. Am Ende war dem Fiskus nicht mehr klar, wem die Papiere gehörten. Finanzämter erstatteten Kapitalertragsteuern, die gar nicht gezahlt worden waren. Dem deutschen Staat entstand dadurch ein Milliardenschaden.

Redaktion beck-aktuell, 9. Juni 2020 (dpa).

Mehr zum Thema