Criminal Barrister in England streiken für bessere Bezahlung und Reformen

Mit einem großangelegten Streik demonstrieren Criminal Barrister in England und Wales seit heute für Reformen des Strafjustizsystems sowie mehr Geld. Die von der Regierung vorgeschlagene Erhöhung der "legal aid fees" ("PKH-Gebühren") um 15% rügen sie als unzureichend, sie gelte zudem nicht für den gewaltigen Rückstau und werde noch Jahre auf sich warten lassen. Der britische Justizminister Dominic Raab kritisierte, der Streik werde lediglich dazu führen, dass Opfer keine Gerechtigkeit fänden.

Berufsverband: Justizstau wegen schlechter Bezahlung

"Ich ermutige sie, der vorgeschlagenen Gehaltserhöhung von 15 Prozent zuzustimmen, wodurch ein normaler Barrister etwa 7.000 Pfund (8.130 Euro) mehr pro Jahr verdienen würde", sagte Raab. Der Berufsverband The Criminal Bar Association (CBA) betonte hingegen, die Lohnerhöhung gelte nicht für den gewaltigen Rückstau von – Stand Ende April – 58.271 Fällen und werde noch Jahre auf sich warten lassen. CBA-Chef Jo Sidhu sagte, die Barrister hätten seit 2006 einen Reallohnverlust von 28% erlitten, das mittlere Jahreseinkommen von Berufsanfängern liege unter dem Mindestlohn und viele von ihnen hätten den Job schnell wieder aufgegeben. "Unsere Richter mussten voriges Jahr 567 Prozesse in letzter Minute verschieben, weil es einfach keinen Ankläger oder Verteidiger gab", sagte Sidhu. Zahlreiche Menschen warteten wegen des Personalmangels jahrelang auf Gerechtigkeit.

Vier Wochen Streik

Der Streik soll morgen fortgesetzt werden und dann in jeder Woche einen Tag länger dauern. Vom 18. bis 22. Juli wollen die Barrister eine ganze Woche lang die Arbeit niederlegen. Deshalb werden mehrere Verfahren vertagt werden müssen. Während des Ausstands wollen die Barrister weder neue Fälle annehmen noch Mandanten von überlasteten Kolleginnen und Kollegen übernehmen. Barrister sind im britischen Rechtssystem Anwälte oder Ankläger, die Fälle vor Gericht verhandeln. Zusätzlich gibt es noch die sogenannten Solicitors, die ihre Mandanten nur außerhalb des Gerichts beraten.

Redaktion beck-aktuell, 27. Juni 2022 (ergänzt durch Material der dpa).