Chile: Oberster Gerichtshof verurteilt führende deutsche Mitglieder der Colonia Dignidad

Chiles Oberster Gerichtshof hat in letzter Instanz drei Deutsche wegen ihren Führungsrollen in der berüchtigten früheren Siedlung Colonia Dignidad verurteilt. Sie hätten sich der Bildung einer kriminellen Vereinigung schuldig gemacht. Das Gericht erhöhte deshalb am 30.12.2016 das zuvor von einem Berufungsgericht festgelegte Strafmaß für Kurt Schnellenkamp, Gerhard Mücke und Karl van den Berg um je ein Jahr auf nun fünf Jahre und einen Tag Haft.

Kindesmissbrauch und Folter in privater Missions-Siedlung

Ebenso verfuhr das Gericht bei zwei ehemaligen chilenischen Geheimagenten, Fernando Gómez und Pedro Espinoza. Vier Angeklagte wurden freigesprochen. Rechtsmittel sind nicht möglich, das Urteil ist damit rechtskräftig. In der heute “Villa Baviera“ genannten Anlage kam es ab 1961 zu systematischem Kindesmissbrauch. Der Bundesnachrichtendienst hatte bereits 1966 von “KZ-ähnlichen“ Methoden erfahren, wie aus einer Regierungsantwort hervorgeht. Während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) diente die hermetisch abgeschlossene, 15.000 Hektar große sektenartige Landwirtschaftssiedlung zudem als Folterlager, es kam zu Ermordungen von Regimegegnern. Sektenführer Paul Schäfer war 1961 mit Anhängern seiner “Privaten Socialen Mission“ aus Siegburg bei Bonn nach Südamerika ausgewandert. Er wurde 2006 zu 20 Jahren Haft verurteilt und starb 2010.

Redaktion beck-aktuell, 2. Januar 2017 (dpa).

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