ChatGPT: Experten betonen Risiken und Chancen

Die Nutzung des Sprachroboters ChatGPT hat sich rasant entwickelt, seit er für alle zugänglich ist. Was die einen fasziniert, macht anderen Angst. Jetzt haben sich Experten im Bundestag zu Chancen und Risiken der Technologie geäußert. Am Ende einer mehrstündigen Anhörung im Bildungs- und Forschungsausschuss sprach sich der Ausschussvorsitzende Kai Gehring (Grüne) für eine staatliche Regulierung aus.

Stärkere Umbrüche als durch Internet und Smartphone erwartet

Der Chat-Roboter ChatGPT steht, seitdem er im November für die Öffentlichkeit freigeschaltet wurde, im Fokus. Das Programm wirkt wie ein normaler Chat, am anderen Ende ist aber ein Computer, der menschenähnlich reagiert. Er kann Fragen aus verschiedensten Bereichen beantworten, aber auf Anweisung auch Vorträge schreiben, Gedichte interpretieren, programmieren oder Lieder komponieren. Experten gehen davon aus, dass die Technologie stärkere Umbrüche auslösen könnte als zuvor die Einführung von Internet und Smartphone.

Risiken: Manipulationen, Spaltung der Gesellschaft und überholte Prüfungsformen

Zu den möglichen Risiken und Gefahren gehört nach Ansicht der Expertenrunde, dass Chat-Roboter, die menschenähnlich kommunizieren, dazu missbraucht werden, Menschen politisch zu manipulieren. Die Verbreitung von Falschinformationen beschleunige sich und es komme zur Störung grundlegender Informations- und Kommunikationsprozesse in der Demokratie. Menschen würden im Unklaren darüber gelassen, dass sie mit einer Maschine kommunizieren, etwa wenn sie sich mit einem Problem an einen Hotline-Chat wenden. In der Bildung vertiefe sich die Spaltung: Top-Schüler und Studenten lernten, kompetent mit der Technologie umzugehen, andere würden weiter abgehängt. Auch Lehrkräfte könnten bei der rasanten Entwicklung nicht mehr hinterherkommen und es nicht schaffen, einen sinnvollen aber kritischen Umgang mit der Technologie zu vermitteln. Auch funktionierten bisherige Prüfungsformen nicht mehr, da nicht klar sei, welcher Anteil von einer Maschine erstellt wurde.

Chancen: Neue Berufe, bessere medizinische Diagnostik und Fortschritte bei Inklusion

Chancen böten ChatGPT und ähnliche Modelle, wenn sie als "Werkzeug" zum "Lernpartner" werden, so die Expertinnen und Experten. Der Fachkräftemangel werde durch Übernahme von Routineaufgaben durch KI und Sprachmodelle abgeschwächt. Prozesse würden beschleunigt. Neue Berufe entstünden. Die Diagnostik oder personalisierte Behandlung in der Medizin verbesserten sich. Inklusion werde durch Abbau von Sprachbarrieren, leichteren Zugang zu Informationen und schnelle Übersetzung in einfache Sprache verbessert.

"Der Geist ist aus der Flasche"

"Der Geist ist aus der Flasche", sagte Dirk Engling vom Chaos Computer Club (CCC) in der Anhörung. Man müsse nun irgendwie damit klarkommen, wie solche Modelle Menschen und Gesellschaft in großem Stil beeinflussen. Der CCC plädierte für ein Verbot des verdeckten Einsatzes von Sprachrobotern. Es müsse deutlich gekennzeichnet sein, wenn diese zum Einsatz kommen. Wirtschaftsinformatikerin Weßels warb dringend für eine "KI-Qualifizierungsoffensive für Lehrende". Die Kieler Wirtschaftsinformatikerin Doris Weßels sprach von einer "Disruption", die das Bildungssystem in den Grundfesten erschüttere. Der KI Bundesverband forderte einen "chancenorientierten Blick" auf die Technologie und sprach sich mit Blick auf mögliche Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Ländern gegen zu viel Regulierung aus.

Redaktion beck-aktuell, 27. April 2023 (dpa).