Abwerbung in Bestattungshalle kostet Anwalt 11 Millionen Dollar

Der Kampf um Mandanten wird in den USA mit Methoden geführt, die in Deutschland undenkbar wären. Doch auch nach den laxeren US-Standards ging eine Abwerbung in einer Bestattungshalle zu weit und führte für einen Anwalt zu einer sehr hohen Strafzahlung.

In den USA versuchen sogenannte "Case Runner" oft, Mandanten für Anwälte zu rekrutieren. Sie gehen dabei zur Not auch mit eher rustikalen Methoden vor. In einem Fall, der in Fayetteville, Arkansas, spielt, wandte sich ein "Case Runner" noch in der Bestattungshalle an trauernde Familienmitglieder, die von einer bei einem Verkehrsunfall getöteten 36-Jährigen Abschied nahmen. 

Ursprünglich war der Anwalt Jason M. Hatfield von der trauernden Familie mandatiert worden, um sie nach dem tragischen Vorfall rechtlich zu vertreten. Der "Case Runner" sprach die Familie im Bestattungsinstitut an und verleitete sie dazu, einen Vertrag mit einer anderen Kanzlei zu unterzeichnen. Eine Untersuchung offenbarte ein komplexes, bundesstaatenübergreifendes Netzwerk, das gezielt trauernde Familien ins Visier nahm. Diese Vorgehensweise verstieß nach Ansicht Hatfields gegen berufsrechtliche Standards und veranlasste ihn zur Einleitung rechtlicher Schritte wegen zivilrechtlicher Verschwörung sowie wegen Verstößen gegen das Bundesgesetz zur Bekämpfung organisierter Kriminalität (Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act – RICO).

Richter verdoppelt die Strafe fast

Während einige der beklagten "Case Runner" und Kanzleien sich außergerichtlich mit Hatfield einigten, wollte Anwalt Tony Pirani von der Kanzlei Pirani Law PA das nicht – was ihn nun teuer zu stehen kam. Wegen seiner Beteiligung an den Abwerbepraktiken wurde er Ende Juli von einer Jury am United States District Court in Fayetteville zu einer Zahlung von circa 6,6 Millionen Dollar verurteilt. Hatfield betone, es ginge ihm dabei nicht um das Geld, sondern um "den Schutz der Familien".

Dabei blieb es jedoch nicht, wie Courthouse News Service berichtete – der Richter erhöhte die Strafe am 28. August sogar noch auf 11,4 Millionen Dollar.

Redaktion beck-aktuell, js, 2. September 2025.

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