Disziplinarmaßnahmen bei Impfverweigerung
Die Beschwerden der Soldaten wurden vor dem Ersten Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts ausführlich mündlich verhandelt. Das Gericht ist in erster und letzter Instanz zuständig. Der Vorsitzende Richter betonte, dass eine Entscheidung wegen der Besonderheiten des Wehrbeschwerderechts nur für die beiden Offiziere gelte. Insgesamt lägen dem Gericht ungefähr zehn Beschwerden von Soldaten aus verschiedenen Bereichen vor. Soldaten und Soldatinnen müssen sich gegen eine ganze Reihe von Krankheiten impfen lassen, wenn keine besonderen gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen. Dazu gehören unter anderem Hepatitis, Masern, Röteln, Mumps und auch Influenza. Am 24.11.2021 nahm das Verteidigungsministerium eine Covid-19-Impfung als verbindlich in die allgemeinen Regelungen zur Zentralen Dienstvorschrift "Impf- und weitere Prophylaxemaßnahmen" auf. Wer sich dem Impfschema widersetzt, muss mit Disziplinarmaßnahmen rechnen.
Offiziere benennen umstrittenen Mikrobiologen als Sachverständigen
Die Anwälte der beiden Offiziere stellen infrage, dass die Corona-Impfung zur Verhütung übertragbarer Krankheiten geeignet ist. Sie bezweifeln auch, dass Covid-19 überhaupt eine gefährliche Erkrankung ist - insbesondere für die Berufsgruppe der Soldaten. Für die Verhandlung in Leipzig hatten sie als Sachverständige unter anderem die Professoren im Ruhestand Sucharit Bhakdi und Arne Burkhardt benannt. Der umstrittene Mikrobiologe und Bestseller-Autor Bhakdi gilt als Ikone von radikalen Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen - mehrere seiner Thesen zu der Pandemie wurden von Experten als irreführend oder sogar falsch eingeordnet.
Bundeswehrärzte: Impfung dient Einsatzfähigkeit der Streitkräfte
Mediziner der Bundeswehr betonten dagegen, dass sehr wohl auch bei Soldatinnen und Soldaten schwere Corona-Fälle aufgetreten seien und dass zudem Long Covid ein signifikantes Gesundheitsproblem sei. Impfnebenwirkungen seien dagegen nur sehr selten registriert worden. Die Impfung sei entscheidend, um die Einsatzfähigkeit der Streitkräfte sicherzustellen. "Die Impfung reduziert das Übertragungsrisiko - nicht auf null, aber messbar", sagte Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Laut einer vorläufigen Erhebung des Verteidigungsministeriums liegt der Anteil geimpfter und genesener Soldaten und Soldatinnen, die über eine aktuell vollständige Immunisierung verfügen, bei 94%. Die Impfquote der Soldatinnen und Soldaten in den Auslandseinsätzen beträgt demnach 100%. Bislang habe es unten den 183.638 Soldatinnen und Soldaten rund 60.000 Corona-Fälle gegeben.