Ge­bühr für IFG-Aus­kunft darf nach Ver­wal­tungs­auf­wand be­mes­sen wer­den

Eine Ge­bühr in Höhe von 235 Euro für die Her­aus­ga­be von Ab­schrif­ten auf Grund­la­ge des In­for­ma­ti­ons­frei­heits­ge­set­zes, bei der ein Ver­wal­tungs­auf­wand von etwa vier Stun­den ent­steht, ist nicht er­mes­sens­feh­ler­haft und ver­letzt nicht das so­ge­nann­te Ab­schre­ckungs­ver­bot. Das hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt am 13.10.2020 ent­schie­den und damit in der Re­vi­si­ons­in­stanz die Klage eines Jour­na­lis­ten ab­ge­wie­sen.

In­nen­mi­nis­te­ri­um ver­lang­te 235 Euro für IFG-Aus­kunft an Jour­na­lis­ten

Der Klä­ger ist Jour­na­list. Er wen­det sich gegen die Fest­set­zung einer Ge­bühr für die Be­ar­bei­tung eines An­trags nach dem In­for­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz. Im De­zem­ber 2016 be­an­trag­te er beim Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um, ihm die Ge­sprächs­vor­be­rei­tung für Bun­des­in­nen­mi­nis­ter de Mai­ziè­re für ein Tref­fen mit Mark Zu­cker­berg zu über­sen­den. Das Mi­nis­te­ri­um kam dem Be­geh­ren teil­wei­se nach und setz­te hier­für auf Grund­la­ge der Be­ar­bei­tungs­dau­er von knapp vier Stun­den eine Ge­bühr in Höhe von 235 Euro fest.

VG be­an­stan­det Ori­en­tie­rung der Ge­büh­ren­hö­he an Ver­wal­tungs­auf­wand

Auf die hier­ge­gen ge­rich­te­te Klage hob das Ver­wal­tungs­ge­richt den Ge­büh­ren­be­scheid auf. Das Mi­nis­te­ri­um habe bei der Aus­fül­lung des gel­ten­den Ge­büh­ren­rah­mens von 30 bis 500 Euro sein Er­mes­sen feh­ler­haft aus­ge­übt. Nach dem Prin­zip der in­di­vi­du­el­len Gleich­mä­ßig­keit hätte das Mi­nis­te­ri­um zu­nächst alle denk­ba­ren In­for­ma­ti­ons­an­sprü­che ihrem Um­fang nach gleich­mä­ßig auf den Ge­büh­ren­rah­men ver­tei­len und den Fall des Klä­gers so­dann in diese Span­ne ein­ord­nen müs­sen. Die schlich­te Ori­en­tie­rung der Ge­büh­ren­hö­he am Ver­wal­tungs­auf­wand ge­nü­ge dem nicht.

BVer­wG: Ge­büh­ren­be­mes­sung war recht­mä­ßig

Auf die Sprung­re­vi­si­on des Mi­nis­te­ri­ums hat das BVer­wG die Ent­schei­dung des VG ge­än­dert und die Klage ab­ge­wie­sen. Die Ge­büh­ren­be­mes­sung ent­spre­che den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben des § 10 Abs. 2 IFG und der dazu er­gan­ge­nen In­for­ma­ti­ons­ge­büh­ren­ver­ord­nung. Die hier­auf ge­stütz­te Ent­schei­dung sei er­mes­sens­ge­recht. § 10 Abs. 2 IFG schrei­be vor, die Ge­büh­ren­hö­he am Ver­wal­tungs­auf­wand zu ori­en­tie­ren. Die Ge­bühr dürfe nur nicht so hoch sein, dass der In­for­ma­ti­ons­zu­gang nicht wirk­sam in An­spruch ge­nom­men wer­den könne (Ab­schre­ckungs­ver­bot). Dem sei das Mi­nis­te­ri­um ge­recht ge­wor­den.

Keine Ver­let­zung des Ab­schre­ckungs­ver­bots

Mit der Ge­büh­ren­hö­he werde keine voll­stän­di­ge Kos­ten­de­ckung er­zielt. Es wür­den le­dig­lich ein Teil der Per­so­nal­kos­ten und keine Sach­kos­ten in An­satz ge­bracht. Dar­über hin­aus setze die In­for­ma­ti­ons­ge­büh­ren­ver­ord­nung mit ihren dif­fe­ren­zier­ten Tat­be­stän­den und ver­schie­de­nen Ma­xi­mal­ge­büh­ren das Ab­schre­ckungs­ver­bot wirk­sam um. Der Ma­xi­mal­wert ei­ni­ger Ta­rif­stel­len liege wie hier bei 500 Euro. An­de­re Ta­rif­stel­len sähen zum Teil ge­rin­ge­re Ge­büh­ren­rah­men vor, keine einen hö­he­ren Ma­xi­mal­wert.

Ge­bühr muss nicht an Prin­zip in­di­vi­du­el­ler Gleich­mä­ßig­keit aus­ge­rich­tet sein

Zudem kenne die In­for­ma­ti­ons­ge­büh­ren­ver­ord­nung auch gänz­lich ge­büh­ren­freie Ta­rif­stel­len (etwa für ein­fa­che Aus­künf­te und die Her­aus­ga­be von we­ni­gen Ab­schrif­ten) und die Mög­lich­keit, aus Grün­den der Bil­lig­keit Ge­büh­ren ab­zu­sen­ken oder ganz zu er­las­sen. Ein Gebot, die kon­kre­te Ge­bühr nach dem Prin­zip der in­di­vi­du­el­len Gleich­mä­ßig­keit zu be­rech­nen, lasse sich dem Ge­setz nicht ent­neh­men.

BVerwG, Urteil vom 13.10.2020 - 10 C 23.19

Redaktion beck-aktuell, 14. Oktober 2020.

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