An­er­kann­te Flücht­lin­ge dür­fen nach Ita­li­en zu­rück­ge­führt wer­den

Deutsch­land darf an­er­kann­te Flücht­lin­ge nach Ita­li­en ab­schie­ben – zu­min­dest, wenn sie al­lein­ste­hend, er­werbs­fä­hig und nicht-vul­ne­ra­bel sind. Denn dann dro­hen ihnen aus Sicht des BVer­wG in Ita­li­en keine er­nied­ri­gen­den oder un­mensch­li­chen Le­bens­be­din­gun­gen.

Es drohe somit keine Ver­let­zung ihrer Rech­te aus Art. 4 der Grund­rech­te­char­ta. Asyl­an­trä­ge sol­cher Flücht­lin­ge in Deutsch­land könn­ten daher nach § 29 Abs. 1 Nr. 2 AsylG im Ein­klang mit dem Uni­ons­recht als un­zu­läs­sig ab­ge­lehnt wer­den, so das BVer­wG (Ur­tei­le vom 21.11.2024 1 C 23.23 und 1 C 24.23). Die Frage war ober­ge­richt­lich bis­lang um­strit­ten.

Der Ent­schei­dung des BVer­wG lie­gen die Fälle einer so­ma­li­schen und einer sy­ri­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen zu­grun­de, die in Ita­li­en als Flücht­lin­ge an­er­kannt wor­den waren, so­dann aber in das Bun­des­ge­biet ein­reis­ten. Dort er­ach­te­te das Bun­des­amt für Mi­gra­ti­on und Flücht­lin­ge ihre Asyl­an­trä­ge für un­zu­läs­sig und droh­te ihnen die Ab­schie­bung nach Ita­li­en an. Die bei­den Frau­en klag­ten, hat­ten hier­mit aber in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg.

Das BVer­wG be­stä­tig­te mit sei­nem Ur­teil die all­ge­mei­ne La­ge­be­ur­tei­lung, die das OVG Ko­blenz in den Fäl­len vor­ge­nom­men hatte. Die Re­vi­sio­nen der bei­den Ge­flüch­te­ten, die das OVG Ko­blenz wegen einer ab­wei­chen­den Be­ur­tei­lung durch das OVG Müns­ter zu­ge­las­sen hatte, hat­ten damit kei­nen Er­folg.

Ele­men­tars­te Grund­be­dürf­nis­se kön­nen in Ita­li­en be­frie­digt wer­den

Das BVer­wG ver­weist auf die ak­tu­el­le Er­kennt­nis­la­ge: Da­nach sei nicht mit be­acht­li­cher Wahr­schein­lich­keit zu er­war­ten, dass nach Ita­li­en zu­rück­keh­ren­de Schutz­be­rech­tig­te der ge­nann­ten Grup­pe dort in eine ex­tre­me ma­te­ri­el­le Not­la­ge ge­ra­ten wer­den, die es ihnen nicht er­laubt, ihre ele­men­tars­ten Grund­be­dürf­nis­se hin­sicht­lich Un­ter­kunft, Er­näh­rung und Hy­gie­ne zu be­frie­di­gen.

Sie könn­ten vor­aus­sicht­lich zu­min­dest in tem­po­rä­ren Un­ter­künf­ten oder Not­schlaf­stel­len mit grund­le­gen­den sa­ni­tä­ren Ein­rich­tun­gen, die von kom­mu­na­len Stel­len sowie kirch­li­chen und an­de­ren nicht­staat­li­chen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen an­ge­bo­ten wer­den, un­ter­kom­men und ihre wei­te­ren Grund­be­dürf­nis­se ein­schlie­ß­lich des Ver­pfle­gungs­be­darfs durch ei­ge­nes Er­werbs­ein­kom­men de­cken, zu dem ge­ge­be­nen­falls Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen der ge­nann­ten Stel­len hin­zu­tre­ten. Diese Ein­schät­zung tref­fe auch auf weib­li­che Schutz­be­rech­tig­te zu. Eine me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung sei eben­falls ge­währ­leis­tet.

BVerwG, Urteil vom 21.11.2024 - 1 C 23.23

Redaktion beck-aktuell, bw, 21. November 2024.

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