Bun­des­re­gie­rung stellt Wei­chen zur Neu­ord­nung des Fi­nanz­aus­gleichs

Die Bun­des­re­gie­rung will das Grund­ge­setz än­dern, um eine Neu­ord­nung des bun­des­staat­li­chen Fi­nanz­aus­glei­ches ab 2020 zu er­mög­li­chen. Mit einem ent­spre­chen­den Ge­setz­ent­wurf (BT-Drs.:18/11131) sol­len auch die ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­la­gen zur Um­set­zung der Bund-Län­der Ver­ein­ba­run­gen vom 14.10.2016 ge­schaf­fen wer­den. Der Ge­setz­ent­wurf wird am 16.02.2017 ge­mein­sam mit einem wei­te­ren Ent­wurf (BT-Drs.:18/11135), der Än­de­run­gen auf ein­zel­ge­setz­li­cher Ebene vor­sieht, in ers­ter Le­sung be­ra­ten.

Fi­nanz­aus­gleich soll durch Ver­tei­lung der Um­satz­steu­er er­fol­gen

Im bun­des­staat­li­chen Fi­nanz­aus­gleich soll laut Ge­setz­ent­wurf künf­tig der Län­der­fi­nanz­aus­gleich im ei­gent­li­chen Sinn weg­fal­len. Statt­des­sen soll die Fi­nanz­kraft der Län­der durch Zu- und Ab­schlä­ge bei der Ver­tei­lung der Um­satz­steu­er "an­ge­mes­sen" aus­ge­gli­chen wer­den. Dazu soll Ar­ti­kel 107 GG ent­spre­chend ge­än­dert wer­den, der bis­he­ri­ge Um­satz­steu­er­vor­weg­aus­gleich ent­fällt. Der neu ge­fass­te Ar­ti­kel sieht zudem unter an­de­rem vor, dass der Bund wei­ter­hin Er­gän­zungs­zu­wei­sun­gen an leis­tungs­schwa­che Län­der leis­ten kann. Ein­zel­hei­ten wer­den ein­fach­ge­setz­lich ge­re­gelt. Im Ar­ti­kel 109a GG sol­len durch eine Än­de­rung dem so­ge­nann­ten Sta­bi­li­täts­rat stär­ke­re Kon­troll­rech­te ein­ge­räumt wer­den.

Arme Län­der er­hal­ten wei­ter­hin Sa­nie­rungs­hil­fen

In Bezug auf die Fi­nanz­be­zie­hun­gen ist au­ßer­dem vor­ge­se­hen, in Art. 143d GG zu re­geln, dass der Bund den Län­dern Saar­land und Bre­men wei­ter­hin Sa­nie­rungs­hil­fen auf­grund "ihrer be­son­ders schwie­ri­gen Haus­halts­si­tua­ti­on" ge­wäh­ren kann. Zudem sol­len die Fort­füh­rung der Un­ter­stüt­zung des Bun­des für See­hä­fen in Nord­deutsch­land sowie für be­son­de­re Pro­gram­me nach Pa­ra­graph 6 Abs. 1 Ge­mein­de­ver­kehrs­fi­nan­zie­rungs­ge­setz über das Jahr 2019 hin­aus durch Än­de­run­gen im Art. 125c Grund­ge­setz fest­ge­schrie­ben wer­den. In einem neuen Ar­ti­kel 143f GG soll ge­re­gelt wer­den, unter wel­chen Be­din­gun­gen der Art. 143d GG und die ein­fach­ge­setz­li­che Re­ge­lung zum Fi­nanz­aus­gleich außer Kraft tre­ten. Dem­nach kön­nen die Bun­des­re­gie­rung oder min­des­tens drei Län­der ge­mein­sam nach dem 31.12.2030 Neu­ver­hand­lun­gen ver­lan­gen. Soll­te dann in­ner­halb von fünf Jah­ren keine Neu­re­ge­lung er­fol­gen, tre­ten die Re­ge­lun­gen außer Kraft.

Ver­wal­tung der Au­to­bah­nen künf­tig in Hän­den des Bun­des

Än­de­run­gen, die sich auf den so­ge­nann­ten Teil B der Ei­ni­gung vom 14.10.2016 be­zie­hen, ste­hen nicht im di­rek­ten Zu­sam­men­hang mit dem Bun­des­fi­nanz­aus­gleich. Vor­ge­se­hen sind unter an­de­rem Än­de­run­gen im Art. 90 GG, um die Ver­wal­tung der Bun­des­au­to­bah­nen in die Hände des Bun­des zu legen. Der Bund soll dazu eine Ge­sell­schaft pri­va­ten Rechts ein­set­zen kön­nen. Fest­ge­schrie­ben wer­den soll zudem, dass Au­to­bah­nen und Ge­sell­schaft im un­ver­äu­ßer­li­chen Bun­des­ei­gen­tum blei­ben. Durch eine Än­de­rung im Art. 104b GG soll der Bund die Mög­lich­keit er­hal­ten, mehr Ein­fluss auf die Ver­wen­dung von Bun­des­fi­nanz­hil­fen an die Län­der zu neh­men. Ein neuer Art. 104c GG sieht zudem vor, dass der Bund Fi­nanz­hil­fen für die Sa­nie­rung kom­mu­na­ler Bil­dungs­in­fra­struk­tu­ren in fi­nanz­schwa­chen Ge­mein­den ge­wäh­ren kann.

Län­der­kam­mer gegen Be­tei­li­gung Pri­va­ter an Bun­des­au­to­bah­nen

Wei­te­re Än­de­run­gen im Grund­ge­setz zie­len auf die Steu­er­ver­wal­tung (Art. 108 GG) und die Ein­rich­tung eines ver­bind­li­chen Por­tal­ver­bun­des der öf­fent­li­chen Ver­wal­tung (Art. 91c GG) ab. In sei­ner Stel­lung­nah­me kri­ti­siert der Bun­des­rat, dass der "zwi­schen den Re­gie­rungs­che­fin­nen und Re­gie­rungs­chefs von Bund und Län­dern ge­fun­de­ne Kom­pro­miss in den Vor­la­gen nicht in allen Punk­ten prä­zi­se um­ge­setzt wird". Die Län­der­kam­mer be­män­gelt unter an­de­rem, dass der Be­grün­dungs­teil des Ent­wur­fes Än­de­run­gen im Ge­set­zes­text im Ver­gleich zum Re­fe­ren­ten­ent­wurf nicht nach­voll­zie­he. Er­gän­zungs­be­darf sieht der Bun­des­rat bei­spiels­wei­se bei der grund­ge­setz­li­chen Re­ge­lung des Ei­gen­tums an der Bun­des­au­to­bahn. So soll nach Wil­len der Län­der­kam­mer eine Be­tei­li­gung Pri­va­ter an der Ge­sell­schaft un­mit­tel­bar und mit­tel­bar aus­ge­schlos­sen wer­den.

Redaktion beck-aktuell, 14. Februar 2017.

Mehr zum Thema