Von einem allgemeinen "Verfahrensstau" an deutschen Gerichten kann nach Auffassung der Bundesregierung keine Rede sein. Wie der parlamentarische Pressedienst am 03.05.2018 berichtet, schreibt dies das Bundesjustizministerium namens der Bundesregierung in der Antwort (BT-Drs. 19/1904) auf eine Kleine Anfrage der AfD (BT-Drs. 19/1610). Vielmehr arbeite die deutsche Justiz – insgesamt betrachtet – zügig und qualitativ betrachtet auf sehr hohem Niveau. In den beim Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof geführten Ermittlungsverfahren sei im angefragten Zeitraum kein Tatverdächtiger aufgrund von Fristversäumnissen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Hinsichtlich der von den Strafverfolgungsbehörden der Länder geführten Verfahren lägen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor.
Bundesregierung erwartet keinen Anstieg für 2018
Jährliche statistische Angaben zur Geschäftsentwicklung bei den Gerichten seien im Internet auf den Seiten des Statistischen Bundesamtes abrufbar. Die Veröffentlichung für 2017 sei allerdings noch nicht erfolgt. Für 2018 rechnet die Bundesregierung weder allgemein noch bei den asylgerichtlichen Verfahren mit einem Anstieg. Es wird darauf verwiesen, dass der Koalitionsvertrag die Prüfung von Maßnahmen zur Verfahrensbeschleunigung sowie die Schaffung von 2.000 Richterstellen vorsieht.
AfD-Fraktion monierte zunehmende Überlastung von Gerichten
Die AfD-Fraktion hatte in ihrer Anfrage eine "zunehmende Überlastung von Gerichten" beklagt. Es komme vor, dass Tatverdächtige auf freien Fuß gesetzt werden, weil Gerichte Verhandlungen nicht mehr fristgerecht ansetzen können, hieß es darin mit Verweis auf Pressemeldungen.
Redaktion beck-aktuell, 4. Mai 2018.
Zum Thema im Internet
Statistische Angaben zur Geschäftsentwicklung bei den Gerichten finden Sie auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes.
Die Anfrage der AfD (BT-Drs. 19/1610) und die Antwort der Bundesregierung (BT-Drs. 19/1904) finden Sie auf der Internetseite des Bundestags im pdf-Format.
Aus dem Nachrichtenarchiv
Maas: Länder müssen mehr Richter und Staatsanwälte einstellen, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 04.09.2017, becklink 2007701
Klagewelle von Flüchtlingen: Gerichte völlig überlastet, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 14.08.2017, becklink 2007536
Verbände: Personalnot bei Justiz und Polizei gefährdet Rechtsstaat, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 02.08.2017, becklink 2007449
Maas: Deutschland braucht mehr Staatsanwälte und Richter, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 24.07.2017, becklink 2007360
Justizminister beklagt Richtermangel: Rechtsstaat nicht kaputtsparen, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 16.06.2017, becklink 2006962
Staatsanwaltschaften klagen über Personalmangel, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 27.03.2017, becklink 2006178
Umfrage: Wegen überlasteter Justiz kommen Verdächtige nicht selten aus der U-Haft frei, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 25.08.2015, becklink 2000910
Deutscher Richterbund fordert mehr Richter und Staatsanwälte, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 21.08.2014, becklink 1034154