Bun­des­rat will To­des­fol­ge bei Be­stra­fung ver­kehrs­feind­li­chen Ver­hal­tens be­rück­sich­ti­gen

Der Bun­des­rat dringt auf die Be­sei­ti­gung eines "sys­te­ma­ti­schen Wi­der­spruchs" in der Be­stra­fung ver­kehrs­feind­li­chen Ver­hal­tens mit To­des­fol­ge im Straf­ge­setz­buch. Kon­kret for­dert die Län­der­kam­mer in einem Ge­setz­ent­wurf (BT-Drs.: 20/1238) eine Än­de­rung der Er­folgs­qua­li­fi­ka­ti­on im Straf­tat­be­stand “Ge­fähr­li­che Ein­grif­fe in den Bahn-, Schiffs- und Luft­ver­kehr“. Hier müsse auch die To­des­fol­ge ex­pli­zit ge­nannt wer­den.

Län­der wol­len To­des­fol­ge ex­pli­zit in Straf­vor­schrift auf­neh­men

Ak­tu­ell sieht § 315 StGB vor, dass mit Frei­heits­stra­fe nicht unter einem Jahr be­straft wird, wer "durch die Tat eine schwe­re Ge­sund­heits­schä­di­gung eines an­de­ren Men­schen oder eine Ge­sund­heits­schä­di­gung einer gro­ßen Zahl von Men­schen ver­ur­sacht". Der Bun­des­rat for­dert, auch die To­des­fol­ge ("durch die Tat den Tod oder...") ex­pli­zit zu nen­nen, und ver­weist auf eine ent­spre­chen­de For­mu­lie­rung in § 315d StGB ("Ver­bo­te­ne Kraft­fahr­zeug­ren­nen"). Die vom Bun­des­rat ge­plan­te Än­de­rung hätte auch Aus­wir­kun­gen auf den § 315b StGB ("Ge­fähr­li­che Ein­grif­fe in den Stra­ßen­ver­kehr"). Dort wird in der Er­folgs­qua­li­fi­ka­ti­on im Ab­satz 3 auf den Ab­satz 3 des § 315 StGB ver­wie­sen.

Bis­lang Wi­der­sprüch­lich­kei­ten bei der Be­stra­fung

Die Nicht-Be­nen­nung der To­des­fol­ge ge­hö­re zu den "Un­ge­reimt­hei­ten des gel­ten­den Rechts", führt der Bun­des­rat zur Be­grün­dung aus. Sie führe dazu, dass Taten mit To­des­fol­ge als Ver­ge­hen ver­folgt wür­den (§ 315 Abs. 1 StGB in Tat­ein­heit mit § 222 StGB). Eine fahr­läs­si­ge schwe­re Ge­sund­heits­schä­di­gung wie­der­um sei auf­grund der Er­folgs­qua­li­fi­ka­ti­on als Ver­bre­chen qua­li­fi­ziert und werde höher be­straft. "Dies er­scheint wi­der­sprüch­lich und - zumal mit Blick auf den hohen Rang des Rechts­guts Leben - nicht nach­voll­zieh­bar", heißt es wei­ter.

Bun­des­re­gie­rung kün­digt Prü­fung des Vor­schlags an

In ihrer Stel­lung­nah­me kün­digt die Bun­des­re­gie­rung an, den Vor­schlag des Bun­des­ra­tes zu prü­fen. Grund­sätz­lich sei die­ser nach­voll­zieh­bar, auch mit Blick auf die Er­folgs­qua­li­fi­ka­ti­on in § 315d StGB. "Eine Er­fas­sung der To­des­fol­ge in der Er­folgs­qua­li­fi­ka­ti­on des § 315 Ab­satz 3 Num­mer 2 StGB muss je­doch gleich­zei­tig die Ko­hä­renz der Straf­rah­men ins­ge­samt im Blick be­hal­ten", schreibt die Bun­des­re­gie­rung wei­ter.

Redaktion beck-aktuell, 5. April 2022.

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