Bun­des­rat: Von Ka­ta­stro­phen­war­nun­gen per Handy bis zur Prü­fungs­ord­nung für WEG-Ver­wal­ter
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Der Bun­des­rat hat zahl­rei­chen Neu­re­ge­lun­gen zu­ge­stimmt: Be­trof­fe­ne sol­len im Ka­ta­stro­phen­fall bes­ser ge­warnt wer­den, die Ren­ten für Opfer na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ver­fol­gung wer­den an­ge­passt und der Schutz vor Ge­sund­heits­ge­fah­ren durch che­mi­sche Druck­far­ben auf Le­bens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen wird ver­bes­sert. Die Län­der for­dern zudem mehr Zeit zum Aus­bau der In­fra­struk­tur für die Ganz­tags­be­treu­ung und die Prü­fungs­ord­nung für zer­ti­fi­zier­te Ver­wal­ter steht - fast.

Prü­fungs­ord­nung für zer­ti­fi­zier­ten Ver­wal­ter

Der Bun­des­rat hat einer Re­gie­rungs­ver­ord­nung zu­ge­stimmt, die die Prü­fung zum zer­ti­fi­zier­ten Ver­wal­ter nach dem Woh­nungs­ei­gen­tums­ge­setz re­gelt. Zur Be­din­gung für seine Zu­stim­mung mach­te der Bun­des­rat al­ler­dings Än­de­run­gen bei der Be­frei­ung von der Prü­fungs­pflicht für be­stimm­te qua­li­fi­zier­te Per­so­nen. Setzt die Bun­des­re­gie­rung diese Än­de­run­gen um, kann sie die Ver­ord­nung wie ge­plant am Tag nach der Ver­kün­dung in Kraft set­zen. Rechts­grund­la­ge für die Ver­ord­nung ist die von Bun­des­tag und Bun­des­rat be­schlos­se­ne Re­form des WEG vom Ok­to­ber 2020, die seit De­zem­ber letz­ten Jah­res gilt. Sie gibt allen Woh­nungs­ei­gen­tü­me­rin­nen und Woh­nungs­ei­gen­tü­mern den An­spruch auf Be­stel­lung eines zer­ti­fi­zier­ten Ver­wal­ters. Die­ser muss al­ler­dings vor einer In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer durch eine Prü­fung nach­ge­wie­sen haben, dass er oder sie über die not­wen­di­gen recht­li­chen, kauf­män­ni­schen und tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen ver­fügt.

Handy-War­nun­gen im Ka­ta­stro­phen­fall

Die Län­der­ver­tre­tung hat zudem die Re­gie­rungs­ver­ord­nung zum so­ge­nann­ten Cell Broad­cast be­stä­tigt. Diese Tech­no­lo­gie soll es er­mög­li­chen, im Ka­ta­stro­phen­fall schnel­ler War­nun­gen über Mo­bil­funk­net­ze zu ver­brei­ten – eine Lehre aus dem ver­hee­ren­den Juli-Hoch­was­ser. War­nun­gen über Cell Broad­cast er­rei­chen au­to­ma­tisch alle Mo­bil­funk­teil­neh­mer, die mit ihrem End­ge­rät in einer Mo­bil­funk­zel­le ein­ge­bucht sind, ohne dass es be­son­de­rer Apps be­darf. Rechts­grund­la­ge für die Ver­ord­nung ist eine Än­de­rung im Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setz, die Bun­des­tag und Bun­des­rat be­reits im Som­mer ver­ab­schie­det hat­ten und die zum 01.12.2021 in Kraft tritt. Auf Bit­ten der Bun­des­re­gie­rung hat sich der Bun­des­rat in ver­kürz­ter Frist mit der Neu­re­ge­lung be­fasst. Ziel sei es, den Be­schluss der Mi­nis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz vom 10.08.2021 rasch um­zu­set­zen: Da­mals hat­ten die Re­gie­rungs­chefs und Re­gie­rungs­che­fin­nen der Län­der mit der Bun­des­kanz­le­rin ver­ein­bart, die für den Ka­ta­stro­phen­schutz be­stehen­de Warn­in­fra­struk­tur schnellst­mög­lich um reich­wei­ten­star­ke War­nun­gen der Be­völ­ke­rung mit­tels Cell Broad­cast zu er­gän­zen.

Ent­schä­di­gung für Opfer na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ver­fol­gung

Die Ren­ten nach dem Bun­des­ent­schä­di­gungs­ge­setz wer­den ab 01.01.2022 rück­wir­kend zum 01.09.2021 um 3,1% an­ge­ho­ben. Der Bun­des­rat hat am Frei­tag der ent­spre­chen­den Ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung zu­ge­stimmt. Es geht dabei um Ren­ten für Opfer na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ver­fol­gung, die einen An­spruch auf Ent­schä­di­gung für Scha­den an Leben, Kör­per oder Ge­sund­heit, für Scha­den in selbst- oder un­selb­stän­di­ger Er­werbs­tä­tig­keit und für Scha­den im be­ruf­li­chen Fort­kom­men aus den Ver­trei­bungs­ge­bie­ten nach dem Bun­des­ent­schä­di­gungs­ge­setz haben – und für Hin­ter­blie­be­ne der Be­trof­fe­nen.

Mehr Schutz bei Druck­far­ben auf Le­bens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen

Die Län­der­kam­mer hat am Frei­tag zudem Grü­nes Licht für die Druck­far­ben­ver­ord­nung ge­ge­ben. Der Re­gie­rungs­vor­schlag soll Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher bes­ser vor Ge­sund­heits­ge­fah­ren durch che­mi­sche Druck­far­ben auf Le­bens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen schüt­zen. Druck­far­ben auf Ver­pa­ckun­gen kön­nen be­stimm­te che­mi­sche Stof­fe in hohen Men­gen ent­hal­ten, die auf Le­bens­mit­tel über­ge­hen und Niere, Leber oder Lymph­kno­ten schä­di­gen kön­nen. In einer Po­si­tiv­lis­te sind künf­tig alle Farb­stof­fe und deren Höchst­men­gen auf­ge­führt, die ge­fahr­los ver­wen­det wer­den dür­fen. Die Ver­ord­nung ent­hält eine vier­jäh­ri­ge Über­gangs­frist zur An­wen­dung der neuen Re­geln. 

Mehr Zeit für Aus­bau der Ganz­tags­be­treu­ung

Die Län­der for­dern mehr Zeit, um die Mit­tel zum Aus­bau der In­fra­struk­tur für die Ganz­tags­be­treu­ung ab­zu­ru­fen. Einen ent­spre­chen­den Ge­setz­ent­wurf will der Bun­des­rat auf In­itia­ti­ve von 13 Län­dern beim Deut­schen Bun­des­tag ein­brin­gen. Dies hat das Ple­num am Frei­tag ein­stim­mig be­schlos­sen. Der Bund hat den Län­dern 750 Mil­lio­nen Euro als so­ge­nann­te Be­schleu­ni­gungs­mit­tel für den Ganz­tags­in­fra­struk­tur­aus­bau zur Ver­fü­gung ge­stellt. Die Ein­zel­hei­ten sind in einer Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung zwi­schen Bund und Län­dern ge­re­gelt. In der Ver­ein­ba­rung ist die Frist zum Mit­tel­ab­fluss auf den 31.12.2021 fest­ge­legt. Der vom Bun­des­rat be­schlos­se­ne Ge­setz­ent­wurf zur An­pas­sung der Ganz­tags­fi­nan­zie­rung sieht nun eine Ver­län­ge­rung um ein Jahr bis Ende 2022 vor.

Grund: Pan­de­mie führt zu Ver­zö­ge­run­gen

Ins­be­son­de­re die an­ge­spann­te Markt­la­ge im Bau­sek­tor auf­grund der welt­weit an­zie­hen­den Kon­junk­tur nach dem Hö­he­punkt der COVID-19-Pan­de­mie führe zu er­heb­li­chen Ver­zö­ge­run­gen bei der Durch­füh­rung von Bau­pro­jek­ten, warnt die Län­der­kam­mer. Es sei den Län­dern des­halb nicht mög­lich, die Mit­tel in­ner­halb der Frist ab­zu­ru­fen und an die Schul­trä­ger wei­ter­zu­ge­ben. Kom­mu­na­le Schul­trä­ger, die im Ver­trau­en auf den Er­halt der Mit­tel be­reits Auf­trä­ge er­teilt haben, müss­ten im Falle eines Wi­der­rufs von För­der­be­schei­den auf­grund nicht frist­ge­rech­ten Mit­tel­ab­rufs die ent­ste­hen­den Kos­ten selbst tra­gen. Dies über­stei­ge die fi­nan­zi­el­le Leis­tungs­fä­hig­keit vie­ler Trä­ger.

Redaktion beck-aktuell, 26. November 2021.

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