Bun­des­rat für Re­ha­bi­li­tie­rung Ho­mo­se­xu­el­ler

Der Bun­des­rat un­ter­stützt die Pläne der Bun­des­re­gie­rung zur Re­ha­bi­li­tie­rung von Män­nern, die nach dem frü­he­ren § 175 StGB wegen ein­ver­nehm­li­cher ho­mo­se­xu­el­ler Hand­lun­gen unter Er­wach­se­nen ver­ur­teilt wor­den waren. Der Re­gie­rungs­ent­wurf sieht die Auf­he­bung der Ur­tei­le sowie fi­nan­zi­el­le Ent­schä­di­gun­gen vor. Neben einem Pau­schal­be­trag von 3.000 Euro und wei­te­ren 1.500 Euro für jedes an­ge­fan­ge­ne Jahr er­lit­te­ner Frei­heits­ent­zie­hung soll es auch eine Kol­lek­tiv­ent­schä­di­gung geben: Die Bun­des­stif­tung Ma­gnus Hirsch­feld er­hält eine jähr­li­che För­de­rung in Höhe von 500.000 Euro.

Bun­des­rat hatte immer wie­der Re­ha­bi­li­tie­rung ge­for­dert

Der Ent­wurf greift frü­he­re In­itia­ti­ven des Bun­des­ra­tes auf: Be­reits mehr­mals hat­ten die Län­der die Bun­des­re­gie­rung zum Han­deln auf­ge­for­dert, zu­letzt im Jahr 2015 (BR-Drs. 189/15(B)).

Ent­schä­di­gung er­wei­ter­ten Per­so­nen­krei­ses vor­ge­schla­gen

In sei­ner Stel­lung­nah­me zum Re­gie­rungs­ent­wurf be­grü­ßt der Bun­des­rat aus­drück­lich den Vor­schlag und bit­tet um Prü­fung, ob die Ent­schä­di­gungs­re­geln auf Per­so­nen er­wei­tert wer­den kön­nen, die sei­ner­zeit Opfer von staat­li­chen Er­mitt­lun­gen oder Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men waren. Au­ßer­dem be­für­wor­tet er eine Zu­stän­dig­keits­kon­zen­tra­ti­on beim Bun­des­amt für Jus­tiz und Än­de­run­gen bei den Til­gungs­vor­schrif­ten.

Ab­schlie­ßen­de Be­fas­sung des Bun­des­ra­tes steht noch an

Der Bun­des­tag hat be­reits am 28.04.2017 in ers­ter Le­sung über den Re­gie­rungs­ent­wurf be­ra­ten. Die Stel­lung­nah­me des Bun­des­ra­tes wird in den nächs­ten Wo­chen zu­sam­men mit der Ge­gen­äu­ße­rung der Bun­des­re­gie­rung in das lau­fen­de Ver­fah­ren ein­ge­bracht. Spä­tes­tens drei Wo­chen, nach­dem der Bun­des­tag das Ge­setz ver­ab­schie­det hat, be­fasst sich der Bun­des­rat noch ein­mal ab­schlie­ßend damit.

§ 175 StGB Grund­la­ge für Ver­fol­gung Ho­mo­se­xu­el­ler unter Hit­ler

Der frü­he­re § 175 StGB galt seit der Kai­ser­zeit. In ver­schärf­ter Fas­sung bil­de­te er die Grund­la­ge für die Ver­fol­gung und Er­mor­dung Ho­mo­se­xu­el­ler in der NS-Zeit. In die­ser Form be­stand er noch bis Ende der 1960er Jahre in der Bun­des­re­pu­blik und in ver­än­der­ter Ver­si­on auch in der DDR fort. Auch nach der Ab­schaf­fung des Straf­tat­be­stands be­hiel­ten die frü­he­ren Schuld­sprü­che ihre Rechts­kraft. Dies soll nun ver­än­dert wer­den.

Redaktion beck-aktuell, 15. Mai 2017.

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