Bun­des­kar­tell­amt stellt Goog­le-Prü­fung zu Ver­lags-Ur­he­ber­recht ein

Das Bun­des­kar­tell­amt hat die Prü­fung des US-In­ter­net­kon­zerns Goog­le zu Ur­he­ber­rech­ten für deut­sche Ver­la­ge ab­ge­schlos­sen. Das teil­te die Be­hör­de am Mitt­woch in Bonn mit. Der Di­gi­tal­kon­zern hatte dem­nach zwi­schen­zeit­lich Nach­schär­fun­gen unter an­de­rem bei der Ver­trags­pra­xis mit Ver­la­gen zum Nach­rich­ten­an­ge­bot Goog­le News Show­ca­se vor­ge­nom­men.

Be­hör­de will Be­schwer­den ab­ge­wie­se­ner Ver­la­ge nach­ge­hen

Bun­des­kar­tell­amts­prä­si­dent An­dre­as Mundt sagte: "Wir hat­ten die Sorge, dass ver­gleich­ba­re An­ge­bo­te an­de­rer An­bie­ter durch Goog­le News Show­ca­se ver­drängt und teil­neh­men­de Ver­la­ge von Goog­le un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­ligt wer­den könn­ten. Goog­le hat auf un­se­re Be­den­ken re­agiert und we­sent­li­che An­pas­sun­gen zum Vor­teil der Ver­la­ge vor­ge­nom­men." Zu­gleich hieß es, man werde die Ent­wick­lung auf­merk­sam ver­fol­gen und et­wai­gen Be­schwer­den ab­ge­wie­se­ner Ver­la­ge nach­ge­hen.

Goog­le be­grü­ßt Ent­schei­dung

Ein Goog­le-Spre­cher sagte: "Wir freu­en uns, dass das Bun­des­kar­tell­amt seine Un­ter­su­chung zu Goog­le News Show­ca­se be­en­det hat und wir die­ses wich­ti­ge Pro­gramm für jour­na­lis­ti­sche In­hal­te ge­mein­sam mit un­se­ren Ver­lags­part­nern wei­ter­hin fort­set­zen kön­nen."

Co­rint Media: Mög­lich­kei­ten neuen Wett­be­werbs­rechts nicht aus­ge­schöpft

Die Ge­schäfts­füh­rer Mar­kus Runde und Chris­toph Schwen­ni­cke von der Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft Co­rint Media, die Rech­te für Ver­la­ge wahr­nimmt, teil­ten mit: "Wir be­grü­ßen den Ab­schluss der Un­ter­su­chun­gen durch das Bun­des­kar­tell­amt. Goog­le News Show­ca­se war und ist ein Ver­such Goo­gles, die ge­setz­li­chen Rech­te von Pres­se­ver­le­gern zu um­ge­hen." Dies werde nun deut­lich schwe­rer, auch wenn die Ent­schei­dung des Kar­tell­amts nicht die Mög­lich­kei­ten des neuen Wett­be­werbs­rechts aus­schöp­fe.

An­ge­mes­se­ne Ver­gü­tungs­hö­he von Ver­lags-Ur­he­ber­rech­ten im Blick

Die Kar­tell­prü­fer hat­ten auch einen Kon­flikt zwi­schen Goog­le und Co­rint Media sowie Ver­bän­den um die an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tungs­hö­he von Ver­lags-Ur­he­ber­rech­ten im Blick. Hin­ter­grund ist das über­ar­bei­te­te Ur­he­ber­recht in Deutsch­land. Es trat 2021 in Kraft und si­chert Me­di­en­häu­sern Schutz­rech­te zu, wenn ex­ter­ne Di­gi­tal­platt­for­men ihre jour­na­lis­ti­schen An­ge­bo­te ein­bau­en. Pres­se­häu­ser sol­len von den Platt­for­men dafür Geld er­hal­ten.

Be­hör­de ver­wies auf In­stru­ment des Schieds­ver­fah­rens

Das Bun­des­kar­tell­amt hat bis auf Wei­te­res dies­be­züg­lich "aus Er­mes­sens­grün­den von einer ein­ge­hen­den Prü­fung und einem Ein­schrei­ten ab­ge­se­hen". Goog­le sei be­reits unter Hin­weis auf das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot dazu be­wegt wor­den, der Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft Co­rint Media eine Ver­gü­tung für das Leis­tungs­schutz­recht an­zu­bie­ten. Die Be­hör­de ver­wies zudem auf das Deut­sche Pa­tent- und Mar­ken­amt mit dem In­stru­ment des Schieds­ver­fah­rens. Eine Schieds­stel­le wird ein­ge­schal­tet, wenn sich Par­tei­en un­ei­nig sind mit dem Ziel, dass die un­ab­hän­gi­ge Stel­le einen Kom­pro­miss vor­schlägt. Wenn das Ganze schei­tert, könn­ten in wei­te­ren Schrit­ten Ge­rich­te hin­zu­ge­zo­gen wer­den.

Zwei Ver­fah­ren zu Goog­le und zu Platt­form Bing von Mi­cro­soft

Die Schieds­stel­le be­schäf­tigt sich be­reits mit zwei Ver­fah­ren zu Goog­le und zur Platt­form Bing von Mi­cro­soft auf der einen und Co­rint Media auf der an­de­ren Seite. Wäh­rend es zu Goog­le noch keine Ent­schei­dung gibt, hat sich die Schieds­stel­le zu Bing ge­äu­ßert. Nach An­ga­ben des Deut­sches Pa­tent- und Mar­ken­amts sei als einst­wei­li­ge Re­ge­lung eine Ver­gü­tung von 800.000 Euro jähr­lich vor­ge­schla­gen wor­den, die Bing bis zu einer Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che an Co­rint Media zah­len soll.

Ent­schei­dung ohne prä­ju­di­zie­ren­de Wir­kung für end­gül­ti­ge Li­zenz­ge­bühr

Von einer Mi­cro­soft-Spre­che­rin hieß es: "Diese Ent­schei­dung hat kei­ner­lei Aus­sa­ge­kraft und keine prä­ju­di­zie­ren­de Wir­kung für die end­gül­tig zu zah­len­de Li­zenz­ge­bühr. Ohne hier­zu ver­pflich­tet zu sein, hat Mi­cro­soft dem Vor­schlag für eine einst­wei­li­ge Re­ge­lung frei­wil­lig zu­ge­stimmt, um Rechts­frie­den wäh­rend des Schieds­ver­fah­rens her­zu­stel­len." Auch Co­rint Media stimm­te zu und setzt auf eine Stei­ge­rung der Ver­gü­tungs­hö­he bei der end­gül­ti­gen Ent­schei­dung.

Um­set­zung des Leis­tungs­schutz­rechts noch in den Kin­der­schu­hen

Die Um­set­zung des Leis­tungs­schutz­rechts steckt noch in den Kin­der­schu­hen. Es gibt ver­schie­de­ne Mo­del­le. Goog­le zum Bei­spiel hatte be­gon­nen, mit Pu­bli­ka­tio­nen di­rekt Ver­trä­ge zu schlie­ßen. Co­rint Media setzt hin­ge­gen auf eine nicht in­di­vi­du­el­le Lö­sung und einen Ge­samt­be­trag, den sie dann an ihre Mit­glie­der aus­schüt­tet.

Redaktion beck-aktuell, 21. Dezember 2022 (dpa).

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