BSG: Auf­sichts­be­hör­de darf Kri­te­ri­en für Ver­gü­tung von Kran­ken­kas­sen­vor­stän­den fest­le­gen

Die Auf­sichts­be­hör­den ent­schei­den über die An­ge­mes­sen­heit der Ver­gü­tung eines Kran­ken­kas­sen­vor­stan­des nach pflicht­ge­mä­ßem Er­mes­sen unter Ach­tung des Selbst­ver­wal­tungs­rechts der Kran­ken­kas­se. Dabei sind sie ge­hal­ten, die ein­schlä­gi­gen Er­mes­sens­kri­te­ri­en in all­ge­mei­nen Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten fest­zu­le­gen. Dies hat das Bun­des­so­zi­al­ge­richt am 20.03.2018 ent­schie­den und die be­klag­te Auf­scihts­be­hör­de zur Neu­be­schei­dung ver­ur­teilt (Az.: B 1 A 1/17 R).

Auf­sichts­be­hör­de lehnt hö­he­re Vor­stands­ver­gü­tung ab

Seit Au­gust 2013 be­dür­fen der Ab­schluss, die Ver­län­ge­rung oder die Än­de­rung eines Vor­stands­dienst­ver­tra­ges in der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung der Zu­stim­mung der Auf­sichts­be­hör­de (§ 35a SGB IV). Die Ver­gü­tung der Mit­glie­der des Vor­stan­des muss in an­ge­mes­se­nem Ver­hält­nis zum Auf­ga­ben­be­reich, zur Größe und zur Be­deu­tung der Kör­per­schaft ste­hen. Die kla­gen­de Kran­ken­kas­se be­ab­sich­tig­te, die Ver­gü­tung ihres Vor­stands­vor­sit­zen­den ab 2014 auf ins­ge­samt 206.464 Euro zu er­hö­hen. Die be­klag­te Auf­sichts­be­hör­de lehn­te es ab, dem zu­zu­stim­men, da die ge­plan­te Vor­stands­ver­gü­tung die ma­xi­mal an­ge­mes­se­ne Höhe von 204.000 Euro über­stei­ge.

BSG ver­ur­teilt Auf­sichts­be­hör­de zu er­neu­ter Ent­schei­dung

Das BSG hat die Be­klag­te zur Neu­be­schei­dung ver­ur­teilt. Die Be­klag­te sei ihrer Ver­pflich­tung, rechts­kon­kre­ti­sie­ren­de Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten zu er­las­sen, mit Ver­öf­fent­li­chung des "Ar­beits­pa­piers 2013" nebst den Trend­li­ni­en zwar im An­satz nach­ge­kom­men. Ge­set­zes­kon­form habe sie hier­bei auf den Durch­schnitt von Kran­ken­kas­sen ver­gleich­ba­rer Größe ge­zahl­ter Vor­stands­ver­gü­tun­gen ab­ge­stellt und einen Auf­schlag hier­auf vor­ge­nom­men, um dem Ein­schät­zungs­spiel­raum der Kran­ken­kas­sen Rech­nung zu tra­gen.

Nicht alle Ver­gü­tungs­be­stand­tei­le ein­be­zo­gen

Zu Un­recht habe die Auf­sichts­be­hör­de dabei je­doch le­dig­lich die Grund­ver­gü­tung und nicht alle Ver­gü­tungs­be­stand­tei­le be­rück­sich­tigt, zum Bei­spiel auch Prä­mi­en und Al­ters­ver­sor­gung, so das BSG. Auch seien die Grenz­li­ni­en klar zu um­schrei­ben, etwa mit be­stimm­ten Pro­zent­sät­zen der Ab­wei­chung von der Trend­li­nie. Der Prü­fung sei fer­ner das Ver­hält­nis der Ver­gü­tung zum Auf­ga­ben­be­reich des Vor­stands­mit­glieds – nicht der Kran­ken­kas­se – zu­grun­de zu legen, heißt es in der Ent­schei­dung wei­ter. Der Ar­beit­ge­ber­an­teil zur ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung sei da­ge­gen nicht ein­zu­be­zie­hen, da er im Rechts­sin­ne keine Ver­gü­tung des Vor­stands­mit­glie­des sei, so das Ge­richt ab­schlie­ßend.

BSG, Entscheidung vom 20.03.2018 - B 1 A 1/17 R

Redaktion beck-aktuell, 21. März 2018.

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