BRAK: Ge­plan­tes Fremd­per­so­nal­ver­bot in Fleisch­wirt­schaft ver­fas­sungs­recht­lich be­denk­lich

Die Bun­des­rechts­an­walts­kam­mer (BRAK) äu­ßert in einer Stel­lung­nah­me vom Ok­to­ber 2020 ver­fas­sungs­recht­li­che Zwei­fel an dem ge­plan­ten Ver­bot des Ein­sat­zes von Fremd­per­so­nal in der Fleisch­wirt­schaft, das der Re­gie­rungs­ent­wurf für ein Ar­beits­schutz­kon­troll­ge­setz vor­sieht. Zwei­fel­haft sei, ob der Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­grund­satz ge­wahrt ist.

BRAK: Ein­griff in Grund­rech­te und EU-Grund­frei­hei­ten

Kern des Ge­setz­ent­wurfs der Re­gie­rung zur Ver­bes­se­rung des Voll­zugs im Ar­beits­schutz (Ar­beits­schutz­kon­troll­ge­setz, BT-Drs.19/21978) ist das Ver­bot des Ein­sat­zes von Fremd­per­so­nal in der Schlach­tung, Zer­le­gung und Fleisch­ver­ar­bei­tung. Damit soll der Ein­satz von Werk­ver­trags- sowie Leih­ar­beit­neh­mern in die­sen Be­rei­chen un­ter­bun­den wer­den. Nach Auf­fas­sung der BRAK ver­folgt die Bun­des­re­gie­rung mit dem Ge­setz­ent­wurf zwar grund­sätz­lich be­grü­ßens­wer­te und le­gi­ti­me Ziele. Sie hat aber Zwei­fel an der Ver­ein­bar­keit des Ver­bots mit Grund­rech­ten und EU-Grund­frei­hei­ten. Das Ver­bot grei­fe in Grund­rech­te aus Art. 12 GG und Art. 14 GG sowie in die eu­ro­päi­sche Dienst­leis­tungs­frei­heit und Ar­beit­neh­mer­frei­zü­gig­keit ein.

Zwei­fel an Ver­hält­nis­mä­ßig­keit

Dabei sei zwei­fel­haft, ob der Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­grund­satz ge­wahrt sei. So­lan­ge Schutz­me­cha­nis­men wie Kon­trol­le und Sank­tio­nie­rung nicht er­kenn­bar aus­ge­schöpft seien, könn­ten sol­che Ein­grif­fe nicht ge­recht­fer­tigt sein. Ein Ver­bot dürfe nur ein letz­tes Mit­tel sein. Der Ge­setz­ge­ber soll­te daher sein Au­gen­merk auf eine Ver­bes­se­rung der Kon­trol­le und der Durch­set­zung von Sank­tio­nen rich­ten und nicht vor­schnell in Grund­rech­te und eu­ro­päi­sche Grund­frei­hei­ten ein­grei­fen, heißt es in der Stel­lung­nah­me der BRAK.

Redaktion beck-aktuell, 7. Oktober 2020.

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