Geld­wä­sche-Er­mitt­ler beim Zoll ste­hen vor Berg an Ver­dachts­mel­dun­gen

Mafia, Men­schen­händ­ler, Ter­ro­ris­ten - wer Geld aus du­bio­sen Quel­len be­kommt, "wäscht" es und ver­schlei­ert so die Her­kunft. In Deutsch­land be­fasst sich eine spe­zi­el­le Ein­heit beim Zoll mit Ver­dachts­fäl­len. Zwi­schen dem Start am 26.06.2017 und dem 30.11.2017 gin­gen dort rund 29.000 Mel­dun­gen ein, von denen aber bis­lang we­ni­ger als 5.000 ent­we­der an die zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den wei­ter­ge­lei­tet oder ver­wor­fen wur­den. Das geht aus einer Ant­wort des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums an den Lin­ken-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Fabio De Masi her­vor. Beim Bund Deut­scher Kri­mi­nal­be­am­ter (BDK) zeig­te man sich alar­miert.

BDK spricht von Si­cher­heits­ri­si­ken

Der stell­ver­tre­ten­de BDK-Bun­des­vor­sit­zen­de Se­bas­ti­an Fied­ler spricht von "Si­cher­heits­ri­si­ken". "Wir wis­sen nicht, wel­che Straf­ta­ten da schlum­mern", sagte er ge­gen­über der Pres­se. "Ohne Geld­wä­sche gäbe es keine or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät, ohne Geld­wä­sche gäbe es keine Kor­rup­ti­on." Aus Sicht von Fied­ler ist der Rück­stau bei der so­ge­nann­ten "Fi­nan­ci­al In­tel­li­gence Unit" der Ver­la­ge­rung vom Bun­des­kri­mi­nal­amt zum Zoll im Juni 2016 ge­schul­det. Wäh­rend bei den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den von Bund und Län­dern zu­letzt etwa 300 Mit­ar­bei­ter Mel­dun­gen nach­gin­gen, seien es beim Zoll laut Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um ak­tu­ell in­klu­si­ve Aus­hil­fen aus der Zoll­fahn­dung nur 100. Nächs­tes Jahr sol­len 65 wei­te­re Stel­len hin­zu­kom­men.

Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um  weist auf "Fil­ter­funk­ti­on" der Unit hin

Das Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­um be­schwich­tig­te. "Jede ein­ge­hen­de Mel­dung (...) wird un­ver­züg­lich erst­be­wer­tet und prio­ri­siert", heißt es in der Ant­wort an De Masi. Ein Spre­cher er­gänz­te: "Sach­ver­hal­te ins­be­son­de­re mit Blick auf mög­li­che Geld­wä­sche und Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung wer­den bei Vor­lie­gen ent­spre­chen­der An­halts­punk­te un­ver­züg­lich an die zu­stän­di­ge Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de über­mit­telt." Das Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um spricht von IT-Pro­ble­men, die aber in­zwi­schen be­ho­ben seien. Rück­stän­de wür­den nun ab­ge­ar­bei­tet. Dass we­ni­ger Ver­dachts­mel­dun­gen als bis­lang an Po­li­zei und Staats­an­walt­schaf­ten wei­ter­ge­mel­det wer­den, sei genau so be­ab­sich­tigt, ar­gu­men­tiert das Mi­nis­te­ri­um. Schlie­ß­lich solle die Mel­de­stel­le stär­ker als bis­lang als "Fil­ter" agie­ren. Denn seit dem Jahr 2012 habe sich die Zahl der Mel­dun­gen in Deutsch­land mehr als ver­dop­pelt, für das lau­fen­de Jahr wür­den ins­ge­samt rund 50.000 Mel­dun­gen er­war­tet. Fast alle Hin­wei­se seien zu­letzt von Ban­ken ge­kom­men, die ver­däch­ti­ge Fi­nanz­trans­ak­tio­nen an­zei­gen müs­sen.

SPD for­dert Nach­bes­se­run­gen

Der SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te An­dre­as Schwarz for­dert Nach­bes­se­run­gen durch die nächs­te Bun­des­re­gie­rung. "Es ist ein un­halt­ba­rer Zu­stand, dass Gel­der aus Steu­er­hin­ter­zie­hung, Schmug­gel, Dro­gen- und Men­schen­han­del vor un­se­rer Haus­tür sau­ber ge­wa­schen wer­den", er­klär­te er. "Wenn wir es ernst mei­nen, müs­sen wir für mehr Per­so­nal, eine an­ge­mes­se­ne Aus­stat­tung, die Aus­bil­dung des Per­so­nals und die aus­rei­chen­de Ver­net­zung der Si­cher­heits­be­hör­den sor­gen."

Redaktion beck-aktuell, 14. Dezember 2017 (dpa).

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