Seit Anfang Juli 2017 werden in Europa keine Patente mehr auf Pflanzen und Tiere erteilt, die im Wesentlichen aus biologischen Züchtungsverfahren entstanden sind. Das hat der Verwaltungsrat des Europäischen Patentamtes beschlossen, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mitteilte.
Stärkung der konventionellen Zucht
Nach Auffassung des Ministeriums stärkt die Entscheidung des Europäischen Patentamtes die Tier- und Pflanzenzucht. Die Entscheidung sei eine Klarstellung, für die sich Deutschland lange auf europäischer Ebene stark gemacht habe. Patente auf konventionell gezüchtete Tiere und Pflanzen werde es künftig in Europa nicht mehr geben.
Trotz entgegenstehender nationaler Regelung waren Patente erteilt worden
Das Biopatent-Monitoring der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und des Bundessortenamtes habe gezeigt, dass das Europäische Patentamt eine Reihe von Patenten auf Pflanzen und Tiere erteilt habe, die durch im Wesentlichen biologische Verfahren erzeugt wurden. Sowohl das Europäische Parlament als auch die EU-Kommission sowie die Mitgliedstaaten der Europäischen Union hätten allerdings die Auffassung vertreten, dass die Biopatent-Richtlinie so auszulegen sei, dass solche Patente auf Pflanzen und Tiere nicht erteilt werden sollten. In Deutschland sei eine entsprechende Regelung schon seit 2013 im Patentgesetz enthalten.
Redaktion beck-aktuell, 7. Juli 2017.
Aus der Datenbank beck-online
Metzger, Der Schutzumfang von Patenten auf Pflanzen nach den EPA-Entscheidungen „Brokkoli II“/„Tomate II“, GRUR 2016, 549
EPA, Schutzumfang von Patenten auf Pflanzen aus herkömmlicher Züchtung - Tomate II, GRUR 2016, 585
Würtenberger/Loschelder, Stellungnahme der GRUR an das BMEL zur Diskussion über eine mögliche Änderung der Biopatentrichtlinie und Übernahme solcher Änderungen in das Europäische Patentübereinkommen,
GRUR 2015, 970
Haedicke, Kein Patent auf Leben? - Grundlagen des Patentrechts und der Schutz biotechnologischer Erfindungen, JuS 2002, 113
Schmidt, Warum nicht Pflanzenzüchtungspatente?, GRUR 1952, 168
Aus dem Nachrichtenarchiv
Rechtsausschuss gegen Patentierbarkeit konventionell gezüchteter landwirtschaftlicher Nutztiere und -pflanzen, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 09.02.2012,
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