Bun­des­li­ga: 50+1 soll blei­ben, aber mit Än­de­run­gen

Im Ver­fah­ren zur kar­tell­recht­li­chen Ein­schät­zung der so­ge­nann­ten 50+1-Regel be­ab­sich­tigt das Bun­des­kar­tell­amt, die von der Deut­schen Fuß­ball Liga zu­ge­sag­ten Sat­zungs­än­de­run­gen für bin­dend zu er­klä­ren und das Ver­fah­ren auf die­ser Grund­la­ge ab­zu­schlie­ßen. Dann könne die 50+1-Grund­re­gel bei­be­hal­ten wer­den, aber die Mög­lich­keit, hier­von För­der­aus­nah­men zu ge­wäh­ren, werde aus der Sat­zung ge­stri­chen.

Au­ßer­dem sol­len die drei Klubs TSG Hof­fen­heim, Bayer Le­ver­ku­sen und VfL Wolfs­burg, die von der Deut­schen Fuß­ball Liga (DFL) eine För­der­aus­nah­me er­hal­ten haben, Be­stands­schutz er­hal­ten: Neben der fort­dau­ern­den Ein­hal­tung der bis­he­ri­gen För­der­vor­aus­set­zun­gen müs­sen sie aber mehr Mit­glie­der­par­ti­zi­pa­ti­on er­mög­li­chen und einen mo­ne­tä­ren Vor­teils­aus­gleich zah­len.

Mit der zu­ge­sag­ten Strei­chung der Aus­nah­me­mög­lich­keit aus der Sat­zung ent­fal­le die Sorge, dass die von der DFL gel­tend ge­mach­ten sport­po­li­ti­schen Ziele durch ein Ne­ben­ein­an­der von Klubs mit und ohne För­der­aus­nah­me kon­ter­ka­riert wer­den, sagte Kar­tell­amts­prä­si­dent An­dre­as Mundt.

DFL hatte Prü­fung der 50+1-Regel an­ge­sto­ßen

Nach der 50+1-Regel dür­fen Ka­pi­tal­an­le­ger nicht die Stim­men­mehr­heit in den Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten über­neh­men, in die die Fuß­ball­ver­ei­ne ihre Pro­fi­mann­schaf­ten aus­ge­la­gert haben. Min­des­tens 50% der Stimm­an­tei­le plus eine Stim­me müs­sen bei den Ver­ei­nen ver­blei­ben. Die Be­wer­tung der 50+1-Regel durch das Bun­des­kar­tell­amt geht zu­rück auf eine ent­spre­chen­de In­itia­ti­ve der DFL. Im Jahr 2021 war das Bun­des­kar­tell­amt zu der vor­läu­fi­gen Ein­schät­zung ge­langt, dass die 50+1-Grund­re­gel auf­grund der damit ver­folg­ten sport­po­li­ti­schen Ziele kar­tell­recht­lich un­be­denk­lich sein kann.

Für pro­ble­ma­tisch hielt das Amt hin­ge­gen, dass die ein­heit­li­che An­wen­dung und Durch­set­zung der Regel in der der­zei­ti­gen Fas­sung nicht si­cher­ge­stellt ist. Die Ein­schät­zung be­traf in ers­ter Linie die in der DFL-Sat­zung vor­ge­se­he­ne Mög­lich­keit För­der­aus­nah­men von der 50+1-Regel zu ge­wäh­ren.

Zwar blei­be es dabei, dass die Re­geln des Kar­tell­rechts für den Pro­fi­sport und spe­zi­ell für Sport­ver­bän­de gel­ten, so Mundt wei­ter. Auch stel­le die Be­gren­zung der Liga-Teil­nah­me auf ver­eins­ge­spräg­te Klubs nach wie vor eine Wett­be­werbs­be­schrän­kung dar, die einer sport­po­li­ti­schen Le­gi­ti­mie­rung be­darf. "Die von der DFL an­ge­bo­te­nen Ver­pflich­tungs­zu­sa­gen er­schei­nen ins­ge­samt aber ge­eig­net, un­se­re vor­läu­fi­gen kar­tell­recht­li­chen Be­den­ken aus­zu­räu­men."

Recht­li­ches Gehör für alle Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten

Das Bun­des­kar­tell­amt hat den Ent­schei­dungs­ent­wurf, der das Zu­sa­gen­an­ge­bot der DFL für bin­dend er­klä­ren soll, jetzt an die Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten ver­sen­det. Damit er­hal­ten die DFL, der DFB und die üb­ri­gen am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Klubs und In­ves­to­ren vor Er­lass der ab­schlie­ßen­den Ent­schei­dung recht­li­ches Gehör.

Wer­den Zu­sa­gen­an­ge­bo­te im Rah­men einer Ent­schei­dung nach § 32b GWB für bin­dend er­klärt, kann deren Ein­hal­tung vom Bun­des­kar­tell­amt not­falls voll­streckt wer­den, ohne dass es eines er­neu­ten Ver­fah­rens be­darf.

Redaktion beck-aktuell, 13. Juli 2023.

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