Kein Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren am leib­li­chen Vater vor­bei
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Auch ein pri­va­ter Sa­men­spen­der muss bei der Ad­op­ti­on be­tei­ligt wer­den. Damit folgt der BGH sei­ner bis­he­ri­gen Recht­spre­chung, wo­nach der Spen­der nur bei ein­deu­ti­gem Des­in­ter­es­se außen vor ge­las­sen wer­den darf. Bloße Text­nach­rich­ten un­be­kann­ter Her­kunft, er wolle nicht be­tei­ligt wer­den, reich­ten nicht. 

Die Ehe­frau einer Mut­ter woll­te deren in­zwi­schen vier­jäh­ri­ges Kind ad­op­tie­ren. Das Kind war mit­hil­fe einer "pri­va­ten" Sa­men­spen­de ge­zeugt wor­den. Eine Zu­stim­mungs­er­klä­rung des leib­li­chen Va­ters zur Ad­op­ti­on legte die Part­ne­rin nicht vor – ob­wohl die bei­den Frau­en an­ga­ben, mit ihm schrift­lich und te­le­fo­nisch in Kon­takt zu ste­hen. Sie reich­te je­doch Bil­der eines Whats­App-Ver­laufs ein, die das Ein­ver­ständ­nis des Sa­men­spen­ders mit der Ad­op­ti­on be­le­gen soll­ten. Die Ehe­frau er­klär­te, ihr seien zwar Name und Auf­ent­halts­ort des Va­ters be­kannt. Die­ser habe sie aber auf­ge­for­dert, ihn nicht zu be­nen­nen, woran sie und die Mut­ter sich ge­bun­den fühl­ten. Damit woll­ten beide ver­mei­den, dass sich der leib­li­che Vater bei Preis­ga­be sei­nes Na­mens gegen sei­nen Wil­len zu­rück­zie­he und zu einem spä­te­ren Kon­takt mit dem Kind nicht mehr be­reit sei. Die Ehe­frau der Kin­des­mut­ter schei­ter­te mit ihrem Ad­op­ti­ons­an­trag auf gan­zer Linie – zu­letzt beim BGH.

Der XII. Zi­vil­se­nat ging im An­schluss an seine bis­he­ri­ge Recht­spre­chung davon aus, dass auch der pri­va­te Sa­men­spen­der am Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren nach § 7 Abs. 4 FamFG be­tei­ligt wer­den muss (Be­schluss vom 31.07.2024 – XII ZB 147/24). Eine Aus­nah­me von die­sem Grund­satz be­stehe nur dann, wenn er dies un­zwei­fel­haft nicht wolle. Dies sei hier je­doch nicht ein­deu­tig. Bloße (nicht auf Au­then­ti­zi­tät ve­ri­fi­zier­ba­re) Text­nach­rich­ten des Va­ters, in denen er sein Ein­ver­ständ­nis mit der Ad­op­ti­on be­kun­de, reich­ten nicht, so die Rich­te­rin­nen und Rich­ter.

Eine Ein­be­zie­hung des pri­va­ten Sa­men­spen­ders sei hier – an­ders als bei einer an­ony­men Sa­men­spen­de – nicht unter den Vor­aus­set­zun­gen des § 1747 Abs. 4 BGB ent­behr­lich, da die­ser nicht ex­pli­zit auf sein grund­recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se, die recht­li­che Va­ter­stel­lung zu er­lan­gen, ver­zich­tet habe. Da die Ehe­frau­en sich wei­ger­ten, die per­sön­li­chen Daten des Sa­men­spen­ders preis­zu­ge­ben, und das OLG den mög­li­chen Vater daher nicht kon­tak­tie­ren konn­te, hat es dem BGH zu­fol­ge rich­ti­ger­wei­se die Ad­op­ti­on ver­wei­gert.

BGH, Beschluss vom 31.07.2024 - XII ZB 147/24

Redaktion beck-aktuell, ns, 9. Oktober 2024.

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