Ver­wir­kung der Ver­gü­tung des In­sol­venz­ver­wal­ters auch bei Straf­tat im Par­al­lel­ver­fah­ren

Ein In­sol­venz­ver­wal­ter kann sei­nen Ver­gü­tungs­an­spruch grund­sätz­lich nur bei Pflicht­ver­let­zun­gen in Aus­übung des kon­kre­ten Amtes ver­wir­ken. Laut Bun­des­ge­richts­hof kann die Ver­gü­tung aber auch bei einer in einem an­de­ren Ver­fah­ren ver­üb­ten Straf­tat ver­sagt wer­den. Denn sie könne die cha­rak­ter­li­che Eig­nung des Ver­wal­ters, frem­des Ver­mö­gen zu ver­wal­ten, ent­fal­len las­sen.

Vor­sätz­li­che Schä­di­gung der In­sol­venz­mas­se kein Ein­zel­fall

Ein In­sol­venz­ver­wal­ter ver­lang­te für einen frü­he­ren Kol­le­gen, jetzt selbst Schuld­ner, Ver­gü­tung und Aus­la­gen in Höhe von 1.115 Euro fest­zu­set­zen. Der frü­he­re In­sol­venz­ver­wal­ter war in einem von ihm ge­führ­ten Ver­fah­ren auf ei­ge­nen Wunsch nach fünf­mo­na­ti­ger Tä­tig­keit im Juli 2016 ent­las­sen wor­den. Dar­auf­hin wurde ein neuer Ver­wal­ter vom In­sol­venz­ge­richt be­stellt. Das In­sol­venz­ver­fah­ren über das Ver­mö­gen des Schuld­ners wurde im März 2017 auf­ge­ho­ben. Der Schuld­ner ver­starb am 25.09.2017. Mitt­ler­wei­le war über das Ver­mö­gen des frü­he­ren In­sol­venz­ver­wal­ters am 01.09.2016 das In­sol­venz­ver­fah­ren er­öff­net wor­den und der Klä­ger be­stellt wor­den. Das AG und das LG Lim­burg wie­sen den Ver­gü­tungs­an­trag als ver­wirkt zu­rück. Zwar sei eine Pflicht­ver­let­zung in Form einer Dop­pel­ent­nah­me oder sons­ti­gen un­be­rech­tig­ten Be­las­tung der Masse im vor­lie­gen­den In­sol­venz­ver­fah­ren nicht er­sicht­lich. Ihm wurde aber unter an­de­rem in einem par­al­lel von ihm ge­führ­ten In­sol­venz­ver­fah­ren (Ent­schei­dung des BGH dort zum Ak­ten­zei­chen IX ZB 17/21) eine straf­ba­re Un­treue zum Nach­teil der In­sol­venz­mas­se vor­ge­wor­fen. Der Klä­ger legte die Rechts­be­schwer­de beim BGH ein – ohne Er­folg.

Ver­wir­kung nur bei Pflicht­ver­let­zun­gen im kon­kre­ten Amt?

Die Ver­wir­kung des Ver­gü­tungs­an­spruchs des In­sol­venz­ver­wal­ters könne grund­sätz­lich nur auf Pflicht­ver­let­zun­gen des Ver­wal­ters bei der Aus­übung des kon­kre­ten Amtes ge­stützt wer­den, für das er eine Ver­gü­tung be­an­sprucht, so der IX. Zi­vil­se­nat. Al­ler­dings könne auch eine in einem an­de­ren Ver­fah­ren ver­üb­te Straf­tat ge­nü­gen, um eine Ver­gü­tung zu ver­sa­gen. Sie könne die cha­rak­ter­li­che Eig­nung des Ver­wal­ters, frem­des Ver­mö­gen zu ver­wal­ten, ent­fal­len las­sen. Der ehe­ma­li­ge In­sol­venz­ver­wal­ter habe nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts in dem par­al­le­len Ver­fah­ren (Az.: IX ZB 17/21) vor­sätz­lich die In­sol­venz­mas­se ge­schä­digt, indem er die Rech­nung des von ihm in sei­ner Funk­ti­on als Sach­ver­stän­di­ger im Er­öff­nungs­ver­fah­ren be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen­bü­ros aus der In­sol­venz­mas­se be­gli­chen habe, ob­wohl sie ihm be­reits aus der Staats­kas­se er­stat­tet wor­den sei. Dabei habe es sich um kei­nen Ein­zel­fall ge­han­delt, son­dern es sei mehr­fach ge­üb­te Pra­xis ge­we­sen. Ins­ge­samt sei es in 18 wei­te­ren von dem frü­he­ren In­sol­venz­ver­wal­ter ge­führ­ten Ver­fah­ren zu Pflicht­ver­stö­ßen in einem er­heb­li­chen Aus­maß ge­kom­men. Den BGH-Rich­tern zu­fol­ge war die An­nah­me des LG, dass der Ver­gü­tungs­an­spruch auch unter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung des Ver­hält­nis­mä­ßig­keits­grund­sat­zes ver­wirkt ge­we­sen sei, nicht zu be­an­stan­den.

BGH, Beschluss vom 15.08.2022 - IX ZB 19/21

Redaktion beck-aktuell, 30. September 2022.

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