Rei­se­por­tal muss Echt­heit von Hotel-Be­wer­tun­gen über­prü­fen
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Ein Hotel, das die Echt­heit von ne­ga­ti­ven Kun­den­mei­nun­gen auf einem Be­wer­tungs­por­tal an­zwei­felt, muss nicht näher be­grün­den, warum der- oder die­je­ni­ge kein Gast ge­we­sen sein soll. Grund­sätz­lich rei­che die Be­haup­tung, dass es kei­nen Kon­takt ge­ge­ben habe, heißt es in einem noch un­ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil des Bun­des­ge­richts­hofs vom 09.08.2022. Das Por­tal sei ver­pflich­tet, dem nach­zu­ge­hen und die Be­wer­tung zu über­prü­fen.

An­spruch auf Lö­schung

Tut der Be­trei­ber dies nicht, hat das Hotel nach der Karls­ru­her Ent­schei­dung An­spruch auf Lö­schung der frag­li­chen Be­wer­tung. Eine be­tei­lig­te An­walts­kanz­lei hatte das Ur­teil ins In­ter­net ge­stellt. Ein BGH-Spre­cher be­stä­tig­te am Frei­tag die Echt­heit.

Fe­ri­en- und Frei­zeit­park an der Ost­see klag­te

Ge­klagt hatte ein Fe­ri­en- und Frei­zeit­park an der Ost­see mit rund 4.000 Bet­ten, der auf einem gro­ßen Por­tal meh­re­re schlech­te Be­wer­tun­gen be­kom­men hatte. Die Nut­zer hat­ten nur einen Vor- oder Spitz­na­men und ein­mal In­itia­len an­ge­ge­ben. Der Park hatte das Por­tal auf­ge­for­dert, die Be­wer­tun­gen zu ent­fer­nen – im Bu­chungs­sys­tem lasse sich an­hand der An­ga­ben nicht ein­deu­tig nach­wei­sen, dass die Per­so­nen im frag­li­chen Zeit­raum tat­säch­lich Gäste ge­we­sen seien. Das Por­tal hatte das ver­wei­gert und dar­auf ver­wie­sen, dass die Re­zen­sen­ten recht de­tail­lier­te Be­wer­tun­gen ge­schrie­ben hät­ten, zum Teil auch mit Fotos.

Vor­in­stan­zen sind sich nicht einig

Das Köl­ner Land­ge­richt hatte die Klage des Fe­ri­en­parks ab­ge­wie­sen und das unter an­de­rem damit be­grün­det, dass in einem Kom­men­tar die kon­kre­te Be­zeich­nung eines Apart­ment­kom­ple­xes auf­tau­che und in einem an­de­ren stehe, dass in einem be­stimm­ten Zim­mer Fle­cken auf den Pols­ter­mö­beln ge­we­sen seien. Das spre­che für die Echt­heit. Das Ober­lan­des­ge­richt Köln war da­ge­gen der An­sicht, dass das Por­tal die Ver­fas­ser trotz­dem hätte kon­tak­tie­ren müs­sen, um zu klä­ren, ob sie wirk­lich selbst dort in Ur­laub waren. Auch die Lö­schung einer in­halt­lich plau­si­blen Fake-Be­wer­tung müsse mög­lich sein. Es sei zwar un­wahr­schein­lich, aber denk­bar, dass zum Bei­spiel ein Kon­kur­rent die täu­schend echt aus­se­hen­den ne­ga­ti­ven Be­wer­tun­gen ver­fasst habe. Die Fotos lie­ßen keine Rück­schlüs­se dar­auf zu, wer sie ge­macht habe.

Hotel muss Zwei­fel nicht näher be­grün­den

Die­ses Ur­teil be­stä­tig­te der BGH nun. Eine nä­he­re Be­grün­dung, warum ein Ver­fas­ser nicht Gast ge­we­sen sein soll, müsse ein Hotel nur lie­fern, wenn sich des­sen Iden­ti­tät "ohne Wei­te­res aus der Be­wer­tung er­gibt", schrei­ben die obers­ten Zi­vil­rich­te­rin­nen und -rich­ter. An­ga­ben, die le­dig­lich für einen Gäs­te­kon­takt sprä­chen, reich­ten nicht aus. Denn das Hotel könne diese "re­gel­mä­ßig nicht über­prü­fen".

BGH, Urteil vom 09.08.2022 - VI ZR 1244/20

Redaktion beck-aktuell, 2. September 2022 (dpa).

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