Rat­haus­af­fä­re: Frei­spruch des Ex-Ober­bür­ger­meis­ters von Han­no­ver auf­ge­ho­ben

Der Bun­des­ge­richts­hof hat den Frei­spruch des frü­he­ren Ober­bür­ger­meis­ters von Han­no­ver Ste­fan Schos­tok (SPD) vom Vor­wurf der Un­treue wegen un­zu­läs­si­ger Zu­la­gen­zah­lun­gen ("Rat­haus­af­fä­re") auf­ge­ho­ben. Auch die Ver­ur­tei­lung von des­sen Ex-Bü­ro­lei­ter hob der BGH auf. Das Land­ge­richt Han­no­ver muss die Sache nun neu ver­han­deln.

Ex-Bü­ro­lei­ter er­lang­te un­zu­läs­si­ge Zu­la­gen in Höhe von 50.000 Euro

Das Land­ge­richt hat den Ex-Ober­bür­ger­meis­ter vom Vor­wurf der Un­treue frei­ge­spro­chen, des­sen da­ma­li­gen Bü­ro­lei­ter ver­ur­teil­te es wegen Be­tru­ges durch Un­ter­las­sen. Ge­gen­stand des Ur­teils waren mit dem Be­sol­dungs­recht un­ver­ein­ba­re Zu­la­gen­zah­lun­gen an den Ex-Bü­ro­lei­ter, die auf des­sen For­de­rung von dem be­reits rechts­kräf­tig wegen drei­fa­cher Un­treue ver­ur­teil­ten frü­he­ren Per­so­nal­de­zer­nen­ten der Stadt im April 2015 be­wil­ligt wur­den. Durch die ihm zur Last ge­leg­te Tat soll der Ex-Bü­ro­lei­ter un­zu­läs­si­ge Zah­lun­gen in Höhe von ins­ge­samt fast 50.000 Euro er­langt haben. Spä­tes­tens im Ver­lauf des Jah­res 2017 soll der Ex-Ober­bür­ger­meis­ter über die Rechts­wid­rig­keit die­ser Leis­tun­gen in­for­miert ge­we­sen sein und sie den­noch nicht so­fort un­ter­bun­den haben.

Un­treue­vor­wurf nicht aus­rei­chend ge­prüft

Der BGH hat den Frei­spruch des frü­he­ren Ober­bür­ger­meis­ters auf­ge­ho­ben. Das LG habe nicht be­dacht, dass er nach Er­lan­gung von In­for­ma­tio­nen über die mög­li­che Rechts­wid­rig­keit der Leis­tun­gen im Ok­to­ber 2017 ge­ra­de den hier­von be­güns­tig­ten Ex-Bü­ro­lei­ter mit der Über­prü­fung der Zu­la­gen­pra­xis be­auf­trag­te und sich in der Folge mit des­sen – ob­jek­tiv un­zu­tref­fen­der – Mit­tei­lung be­gnüg­te, der Per­so­nal­de­zer­nent habe die Zu­la­gen­zah­lung "mit der Kom­mu­nal­auf­sicht ab­ge­stimmt". Hin­sicht­lich des Ex-Bü­ro­lei­ters habe das LG ei­ner­seits des­sen Pflicht zu einer frü­hen Auf­klä­rung sei­nes Dienst­vor­ge­setz­ten Schos­tok nicht hin­rei­chend be­grün­det und an­de­rer­seits der Ex-Bü­ro­lei­ter selbst in­fol­ge der spä­te­ren Be­auf­tra­gung mit der Über­prü­fung für das Ver­mö­gen der Stadt Han­no­ver ver­ant­wort­lich ge­wor­den sei, was den Vor­wurf der Un­treue be­grün­den könn­te.

BGH, Urteil vom 14.07.2021 - 6 StR 282/20

Redaktion beck-aktuell, 14. Juli 2021.

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