Not­wen­di­ge Be­stand­tei­le von Fi­nan­zie­rungs­kre­dit­ver­trä­gen
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Bei der In­for­ma­ti­on in Ver­brau­cherdar­le­hens­ver­trä­gen über den Ver­zugs­zins­satz muss auch der zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­de kon­kre­te Pro­zent­satz an­ge­ge­ben wer­den. Der Bun­des­ge­richts­hof hat damit seine bis­he­ri­ge Recht­spre­chung auf­ge­ge­ben. Bei einer richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung der Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge-Richt­li­nie ge­nü­ge die bloße Wie­der­ga­be der ge­setz­li­chen Höhe der Ver­zugs­zin­sen nicht den An­for­de­run­gen.

Ge­braucht­wa­gen­käu­fer wi­der­rief Dar­le­hens­ver­trag

Der Käu­fer eines ge­brauch­ten BMW 318d und eine Au­to­ver­käu­fe­rin lagen im Streit, nach­dem die­ser einen mit ihr ab­ge­schlos­se­nen Ver­brau­cherdar­le­hens­ver­trag wi­der­ru­fen hatte. Er fi­nan­zier­te den Wagen im Juni 2016 über einen Dar­le­hens­ver­trag mit der Be­klag­ten in Höhe von 19.992 Euro. Seite 5 des Do­ku­ments ent­hielt fol­gen­de An­ga­be über die Ver­zugs­fol­gen: "Für aus­blei­ben­de Zah­lun­gen wer­den die ge­setz­li­chen Ver­zugs­zin­sen (...) pro Jahr (…) be­rech­net." Num­mer 3.3 der All­ge­mei­nen Dar­le­hens­be­din­gun­gen ent­hielt den Zu­satz, dass der Ba­sis­zins­satz je­weils zum 01.01. und 01.07. eines Jah­res er­mit­telt wird. Im Juli 2019 er­klär­te der Käu­fer sei­nen Wi­der­ruf und for­der­te die Ver­käu­fe­rin zur Rück­ab­wick­lung des Ver­trags auf. Diese wies den Rück­zug als ver­fris­tet zu­rück. Im Juni 2020 löste der Käu­fer das Dar­le­hen voll­stän­dig ab. Er ver­lang­te unter an­de­rem die Zah­lung von 25.406 Euro. Seine Klage schei­ter­te so­wohl beim LG Mün­chen I als auch beim dor­ti­gen OLG, da er nicht wirk­sam wi­der­ru­fen habe. Im Hin­blick auf die er­teil­te Wi­der­rufs­in­for­ma­ti­on könne sich die Be­klag­te auf die Ge­setz­lich­keits­fik­ti­on nach Art. 247 § 6 Abs. 2 Satz 3 EGBGB be­ru­fen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers beim BGH blieb ohne Er­folg.

Richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung

Dem XI. Zi­vil­se­nat zu­fol­ge ist der An­spruch des Käu­fers aus § 358 Abs. 4 Satz 1 in Ver­bin­dung mit § 355 Abs. 3 Satz 1 BGB auf Rück­ge­währ der ge­leis­te­ten Zah­lun­gen je­den­falls der­zeit un­be­grün­det. Zwar habe das OLG zu Un­recht an­ge­nom­men, dass die Be­klag­te ihre aus § 492 Abs. 2 BGB in Ver­bin­dung mit Art. 247 § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 3 Abs. 1 Nr. 11 EGBGB re­sul­tie­ren­de Ver­pflich­tung, über den Ver­zugs­zins­satz und die Art und Weise sei­ner et­wai­gen An­pas­sung zu un­ter­rich­ten, ord­nungs­ge­mäß er­füllt habe. Dies ent­spre­che auch der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des BGH und Art. 247 § 3 Abs. 1 Nr. 11 EGBGB lasse sei­nem Wort­laut nach offen, ob im Dar­le­hens­ver­trag der kon­kre­te Ver­zugs­zins­satz mit­zu­tei­len sei. Der EuGH habe aber ent­schie­den, dass Art. 10 Abs. 2 Buchst. l RL 2008/48/EG (über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge) dahin aus­zu­le­gen sei, dass im Kre­dit­ver­trag der zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses die­ses Ver­trags gel­ten­de Satz der Ver­zugs­zin­sen in Form eines kon­kre­ten Pro­zent­sat­zes an­zu­ge­ben sei. Der BGH passt seine Recht­spre­chung dem an. Die Karls­ru­her Rich­ter lie­ßen den Käu­fer für den Mo­ment aber daran schei­tern, dass er die Rück­ga­be des Wa­gens nicht kon­kret an­ge­bo­ten hatte. Der Firma stehe ein Leis­tungs­ver­wei­ge­rungs­recht zu.

BGH, Urteil vom 12.04.2022 - XI ZR 179/21

Redaktion beck-aktuell, 10. Mai 2022.