Miet­zins in Höhe der Vor­mie­te: Ver­mie­ter muss Vor­mie­te mit­tei­len, nicht prü­fen
© fabstyle / Adobe Stock

Es reicht aus, wenn der Ver­mie­ter zur Recht­fer­ti­gung der Kalt­mie­te im An­wen­dungs­be­reich der Miet­preis­brem­se im neuen Miet­ver­trag nur die Höhe der ver­ein­bar­ten Vor­mie­te mit­teilt. Der BGH lehn­te eine Ver­pflich­tung ab, den Be­trag auf seine Zu­läs­sig­keit zu prü­fen, und die­ses Er­geb­nis dann dem Miet­in­ter­es­sen­ten mit­zu­tei­len.

Ein Dienst­leis­ter mach­te aus ab­ge­tre­te­nem Recht eines Mie­ters ge­gen­über der Ver­mie­te­rin einer Ber­li­ner Woh­nung An­sprü­che wegen eines Ver­sto­ßes gegen die Miet­preis­brem­se gel­tend. Unter an­de­rem soll­te für einen Mo­na­te Miete in Höhe von 424 Euro er­stat­tet wer­den. Die Net­to­kalt­mie­te be­trug 822 Euro, was der zu­letzt ge­zahl­ten Miete des Vor­mie­ters ent­sprach (2017-2019). Dar­über hatte die Ei­gen­tü­me­rin den In­ter­es­sen­ten vor der Un­ter­schrift unter den Ver­trag auch schrift­lich in­for­miert. Auf den Qua­drat­me­ter um­ge­legt ent­sprach der Miet­zins 16,66 Euro/m2 – die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te lag bei einem Wert von 7,33 Euro/m2. Die Miete des "Vor-Vor­mie­ters" (2015-2017) hatte 700 Euro be­tra­gen. 

Das Un­ter­neh­men war der Auf­fas­sung, die Ver­mie­te­rin sei mit der Be­ru­fung auf die Vor­mie­te als Basis für einen die Ver­gleichs­mie­te über­schie­ßen­den Be­trag aus­ge­schlos­sen. Sie sei ihrer Aus­kunfts­ver­pflich­tung nicht nach­ge­kom­men, da die von ihr mit­ge­teil­te Vor­mie­te nicht der von dem vor­he­ri­gen Mie­ter recht­lich ge­schul­de­ten Miete ent­spro­chen habe. Das LG Ber­lin folg­te dem nicht und stell­te auf die wirk­sam ver­ein­bar­te Höhe der Vor-Vor­mie­te ab, so dass die Er­stat­tung sich auf 122 Euro be­schränk­te. Die Re­vi­si­on der Firma blieb er­folg­los.

Der für das Miet­recht zu­stän­di­ge VIII. Zi­vil­se­nat des BGH be­stä­tig­te das LG Ber­lin im Er­geb­nis (Ur­teil vom 29.11.2023 – VIII ZR 75/23). Wolle sich die Ver­mie­te­rin auf die aus­nahms­wei­se Zu­läs­sig­keit einer Miete in der Höhe der zu­letzt mit dem Vor­mie­ter ver­ein­bar­ten be­ru­fen, rei­che es aus, wenn sie die tat­säch­lich ver­ein­bar­te Miet­hö­he mit­tei­le.

BGH: Ver­mie­te­rin schul­det keine Prü­fung der Zu­läs­sig­keit der Vor­mie­te

Die Karls­ru­her Rich­te­rin­nen und Rich­ter be­ton­ten, dass die Ver­mie­te­rin dabei grund­sätz­lich nicht ver­pflich­tet ist, eine Prü­fung der Zu­läs­sig­keit der Vor­mie­te vor­zu­neh­men. Nach dem Wort­laut § 556g Abs. 1a S. 1 Nr. 1 BGB a.F., wo­nach im Fall des § 556e Abs. 1 BGB Aus­kunft dar­über zu er­tei­len sei, wie hoch die Vor­mie­te ein Jahr vor Be­en­di­gung des Vor­miet­ver­hält­nis­ses war, sei nicht ein­deu­tig, ob die ver­trag­lich ver­ein­bar­te oder die nach den Vor­schrif­ten der §§ 556d ff. BGB recht­lich ge­schul­de­te Vor­mie­te ge­meint sei.

So­wohl die Ge­set­zes­be­grün­dung als auch die vom Ge­setz­ge­ber ver­folg­te Ziel­rich­tung er­gä­ben je­doch, dass die An­ga­be der ver­ein­bar­ten Vor­mie­te für die Er­tei­lung der er­for­der­li­chen Aus­kunft ge­nü­ge – un­ab­hän­gig davon, ob diese ih­rer­seits un­zu­läs­sig über­höht und die ver­ein­bar­te Miet­hö­he in dem Vor­miet­ver­trag des­halb nach § 556g Abs. 1 S. 2 BGB teil­wei­se un­wirk­sam war. Klar sei aber, so der BGH wei­ter, dass der Ver­mie­ter dem Mie­ter weder die Höhe der von ihm ver­lang­ten Miete er­läu­tern noch seine in­ter­ne Be­rech­nung und deren Grund­la­ge of­fen­le­gen oder dem Mie­ter die Zu­läs­sig­keit der Miete nach­wei­sen müsse. Selbst bei Gel­tend­ma­chung des Aus­kunfts­an­spruchs nach § 556g Abs. 3 BGB müss­te der Ver­mie­ter dem Mie­ter nur die Tat­sa­chen mit­tei­len, die die­ser zur Fest­stel­lung der orts­üb­li­chen Miete oder eines Son­der­tat­be­stands (§§ 556e, 556f BGB) be­nö­tigt.

BGH, Urteil vom 29.11.2023 - VIII ZR 75/23

Redaktion beck-aktuell, ns, 29. Januar 2024.

Mehr zum Thema