Meh­re­re Ver­ur­tei­lun­gen wegen Mor­des rechts­kräf­tig

Der Bun­des­ge­richts­hof hat meh­re­re Ver­ur­tei­lun­gen zu le­bens­lan­gen Frei­heits­stra­fen wegen Mor­des be­stä­tigt: Ein Mann hatte seine Ver­lob­te ge­tö­tet, ein an­de­rer seine Ehe­frau "aus be­schä­dig­ter Ehre" mit einem Cri­cket-Schlä­ger er­schla­gen. In einem drit­ten Fall hatte ein Szene-Gas­tro­nom seine Ge­schäfts­part­ne­rin er­sto­chen.

Ge­schäfts­part­ne­rin wegen Zah­lungs­for­de­rung ge­tö­tet

Ein zur Tat­zeit 50-jäh­ri­ger Gas­tro­nom tö­te­te am 08.05.2018 im Nidda-Park seine 29-jäh­ri­ge Ge­schäfts­part­ne­rin mit einer Viel­zahl von Mes­ser­sti­chen unter Aus­nut­zung ihrer Arg- und Wehr­lo­sig­keit. Die Tat be­ging er, um sich von einer Zah­lungs­for­de­rung des Ta­t­op­fers zu be­frei­en. Das Land­ge­richt Frank­furt am Main ver­ur­teil­te ihn wegen Mor­des zu einer le­bens­lan­gen Frei­heits­stra­fe als Ge­samt­stra­fe. Der An­ge­klag­te hatte zuvor bun­des­wei­te Auf­merk­sam­keit er­langt, weil er wahr­heits­wid­rig be­haup­tet hatte, in der Sil­ves­ter­nacht 2016/2017 sei ein so­ge­nann­ter "Sex-Mob" aus jun­gen ara­bisch­stäm­mi­gen Asyl­su­chen­den in einer von ihm ge­führ­ten Bar in Frank­furt am Main auf­fäl­lig ge­wor­den und habe Frau­en be­läs­tigt. Der BGH hat die Re­vi­si­on im Ein­klang mit dem An­trag des Ge­ne­ral­bun­des­an­walts durch ein­stim­mi­gen Be­schluss am 27.05.2021 ver­wor­fen (Az.: 2 StR 405/20).

Mord mit Cri­cket-Schlä­ger wegen "be­schä­dig­ter Ehre"

Ein af­gha­ni­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger flüch­te­te im Ok­to­ber 2015 nach Deutsch­land. Seine Ehe­frau – das Ta­t­op­fer – und die fünf ge­mein­sa­men Kin­der zogen drei Jahre spä­ter nach. Als es zwi­schen den Ehe­leu­ten zu Span­nun­gen kam und die Ehe­frau äu­ßer­te, sich tren­nen zu wol­len, miss­han­del­te der An­ge­klag­te sie wie­der­holt, so­dass sie nach vor­über­ge­hen­den Auf­ent­hal­ten in Frau­en­häu­sern eine ei­ge­ne Woh­nung in Ol­den­burg bezog. Im Juli 2020 such­te der An­ge­klag­te sie dort auf. Nach­dem sich die fünf Kin­der auf sein Ge­heiß ins Wohn­zim­mer be­ge­ben hat­ten, schlug er im an­gren­zen­den Kin­der­zim­mer seine Ehe­frau mit einem mit­ge­brach­ten Cri­cket-Schlä­ger. Das Opfer er­litt ein schwe­res Schä­del-Hirn-Trau­ma, an dem es trotz um­ge­hen­der in­ten­siv­me­di­zi­ni­scher Ver­sor­gung ei­ni­ge Tage spä­ter im Kran­ken­haus ver­starb. Nach sei­ner Vor­stel­lung, die von dem in der Volks­grup­pe der Pasch­tu­nen ver­brei­te­ten tra­di­tio­nel­len Wer­te­bild ge­prägt war, hatte er das Recht, durch die Tö­tung der Ehe­frau die durch die ein­sei­ti­ge Tren­nung be­schä­dig­te Ehre von ihm und sei­ner Fa­mi­lie wie­der­her­zu­stel­len.

Rechts­ge­mein­schaft der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ma­ß­geb­lich

Das Land­ge­richt Ol­den­burg sprach den 38-Jäh­ri­gen des Mor­des schul­dig und er­kann­te des­we­gen auf le­bens­lan­ge Frei­heits­stra­fe er­kannt. Es be­jah­te das Mord­merk­mal der nied­ri­gen Be­weg­grün­de. Der BGH hat die da­ge­gen ein­ge­leg­te Re­vi­si­on mit Be­schluss vom 26.05.2021 (Az.: 3 StR 140/21) als of­fen­sicht­lich un­be­grün­det ver­wor­fen. Das LG sei zu­tref­fend davon aus­ge­gan­gen, dass nach der Recht­spre­chung des BGH der Maß­stab für die Be­wer­tung eines Be­weg­grun­des den Vor­stel­lun­gen der Rechts­ge­mein­schaft der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und nicht den An­schau­un­gen einer Volks­grup­pe zu ent­neh­men ist, wel­che die recht­li­chen und sitt­li­chen Werte die­ser Rechts­ge­mein­schaft nicht an­er­kennt.

Ak­ten­zei­chen XY-Fall: Mord an Ver­lob­ter

In einem wei­te­ren Fall ver­ab­reich­te der An­ge­klag­te, der sich einer an­de­ren Frau zu­ge­wandt hatte, im Mai 2012 sei­ner nichts­ah­nen­den Ver­lob­ten, in einem Ge­tränk auf­ge­löst, er­heb­li­che Dosen star­ker Schlaf- und Schmerz­mit­tel. Ent­we­der ver­starb das Opfer an der Wir­kung der Me­di­ka­men­te, oder es wurde im Zu­stand der tie­fen Be­wusst­lo­sig­keit von dem An­ge­klag­ten er­würgt oder er­stickt. Der An­ge­klag­te ver­grub den Leich­nam in einem Wald­stück und in­sze­nier­te den Tod sei­ner Ver­lob­ten als deren frei­wil­li­ges Ver­schwin­den. Unter an­de­rem trat er im No­vem­ber 2012 in der ZDF-Sen­dung "Ak­ten­zei­chen XY" auf. Im Sep­tem­ber 2013 fan­den Pilz­samm­ler die stark ver­wes­te Lei­che. Das Land­ge­richt Re­gens­burg ver­ur­teil­te den Mann wegen Mor­des zu le­bens­lan­ger Frei­heits­stra­fe und stell­te die be­son­de­re Schwe­re der Schuld fest.  Der BGH hat das Ur­teil mit Be­schluss vom 02.06.2021 be­stä­tigt (Az.: 6 StR 172/21).

BGH, Beschluss vom 27.05.2021 - 2 StR 405/20

Redaktion beck-aktuell, 11. Juni 2021.

Mehr zum Thema