BGH hebt Ver­ur­tei­lung eines Staats­an­walts wegen Rechts­beu­gung teil­wei­se auf

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Ver­ur­tei­lung eines Staats­an­wal­tes wegen Rechts­beu­gung in sechs Fäl­len hin­sicht­lich vier der an­ge­klag­ten Taten auf­ge­ho­ben, weil die Vor­aus­set­zun­gen des Straf­tat­be­stan­des nicht hin­rei­chend fest­ge­stellt waren. In den ver­blei­ben­den zwei Fäl­len hat er die ver­häng­ten Stra­fen auf­ge­ho­ben, weil das Land­ge­richt Frei­burg bei der Straf­rah­men­wahl und der Straf­zu­mes­sung mög­li­cher­wei­se von einem zu gro­ßen Schul­d­um­fang des An­ge­klag­ten aus­ge­gan­gen ist (Be­schluss 14.09.2017, Az.: 4 StR 274/16).

LG hatte Voll­stre­ckung der Stra­fe zur Be­wäh­rung aus­ge­setzt

Das Ur­teil des LG Frei­burg hatte den Staats­an­walt in dem an­ge­grif­fe­nen Ur­teil wegen Rechts­beu­gung in Tat­ein­heit mit Straf­ver­ei­te­lung im Amt in sechs Fäl­len, davon in einem Fall in drei tat­ein­heit­li­chen Fäl­len, zu einer Ge­samt­frei­heits­stra­fe von einem Jahr und vier Mo­na­ten ver­ur­teilt und deren Voll­stre­ckung zur Be­wäh­rung aus­ge­setzt (BeckRS 2016, 19274).

Wei­ter­be­ar­bei­tung an­kla­ge­rei­fer Er­mitt­lungs­ver­fah­ren un­ter­las­sen

Nach den Fest­stel­lun­gen des LG hatte der An­ge­klag­te in sechs Fäl­len aus­er­mit­tel­te, an­kla­ge­rei­fe Er­mitt­lungs­ver­fah­ren nicht wei­ter be­ar­bei­tet, nach­dem er sie zuvor mit Hilfe von Schein­ver­fü­gun­gen aus dem staats­an­walt­schaft­li­chen Ver­fah­rens­re­gis­ter hatte aus­tra­gen las­sen und so der Auf­sicht sei­ner Dienst­vor­ge­setz­ten ent­zo­gen hatte. In zwei die­ser Fälle trat schlie­ß­lich Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung ein, die an­de­ren vier Ver­fah­ren wur­den nach Auf­de­ckung der un­ter­blie­be­nen Er­le­di­gung und nach der Sus­pen­die­rung des An­ge­klag­ten zum ord­nungs­ge­mä­ßen Ab­schluss ge­bracht.

BGH ver­weist Sache zu­rück

Der BGH hat auf die Re­vi­si­on des An­ge­klag­ten die Ver­ur­tei­lung in den vier Fäl­len, in denen keine Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung ein­ge­tre­ten ist, auf­ge­ho­ben, weil die Vor­aus­set­zun­gen der Rechts­beu­gung vom LG nicht hin­rei­chend fest­ge­stellt wor­den seien. In den bei­den an­de­ren Fäl­len hat er die ver­häng­ten Stra­fen auf­ge­ho­ben, weil das LG mög­li­cher­wei­se bei der Straf­rah­men­wahl und der Straf­zu­mes­sung von einem zu gro­ßen Schul­d­um­fang des An­ge­klag­ten aus­ge­gan­gen sei. Der BGH hat die Sache nun­mehr zur er­neu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das LG Karls­ru­he ver­wie­sen.

BGH, Beschluss vom 14.09.2017 - 4 StR 274/16

Redaktion beck-aktuell, 12. Oktober 2017.

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