Ge­hörs­rü­ge im an­walts­ge­richt­li­chen Re­vi­si­ons­ver­fah­ren ist frist­ge­bun­den

Er­hebt ein Ju­rist die An­hö­rungs­rü­ge in einem an­walts­ge­richt­li­chen Re­vi­si­ons­ver­fah­ren erst nach Ab­lauf der straf­pro­zes­sua­len Ein­le­gungs­frist, ist sie ver­fris­tet. Der Rechts­be­helf ist laut Bun­des­ge­richts­hof zwin­gend bin­nen einer Woche nach Kennt­nis von der ver­meint­li­chen Ver­let­zung zu er­he­ben. An­de­ren­falls wür­den vor­ran­gi­ge Frist- und Form­vor­schrif­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens un­ter­lau­fen.

An­walt wird wie­der­holt ge­rüf­felt

Ein Rechts­an­walt er­hielt vom An­walts­ge­richt Frank­furt am Main wegen wie­der­hol­ten Ver­sto­ßes gegen seine Pflich­ten einen Ver­weis und eine Geld­bu­ße von 1.500 Euro. Ins­be­son­de­re wurde ihm vor­ge­wor­fen, gegen das Sach­lich­keits­ge­bot des § 43a Abs. 3 BRAO ver­sto­ßen zu haben. Der An­walts­ge­richts­hof Hes­sen ver­warf die Be­ru­fung des Ju­ris­ten, da er der münd­li­chen Ver­hand­lung un­ent­schul­digt fern­blieb. Zu­gleich ließ er die Re­vi­si­on nicht zu. Der BGH ver­warf die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de vom 12.07.2021, dem An­walt zu­ge­stellt am 19.08.2021, nach § 145 Abs. 5 Satz 1 und 2 BRAO ein­stim­mig als un­zu­läs­sig. Die da­ge­gen er­ho­be­ne An­hö­rungs­rü­ge vom 01.09.2021 hatte kei­nen Er­folg.

Nicht­ein­hal­tung der Ein­le­gungs­frist

Dem An­walts­se­nat zu­fol­ge wurde die An­hö­rungs­rü­ge be­reits nicht frist­ge­recht er­ho­ben. Dies habe bin­nen einer Woche nach Kennt­nis von der ver­meint­li­chen Ver­let­zung des recht­li­chen Ge­hörs zu ge­sche­hen. Da der Be­schluss dem Rechts­an­walt am 19.08.2021 zu­ge­stellt wurde, ist die Ein­le­gungs­frist des § 356a StPO laut BGH am 26.08.2021 und damit vor Ein­gang der An­hö­rungs­rü­ge am 01.09.2021 ab­ge­lau­fen. Eine nicht frist­ge­bun­de­ne Ge­hörs­rü­ge nach § 116 Abs. 1 Satz 2 BRAO in Ver­bin­dung mit § 33a StPO könne nicht er­ho­ben wer­den. § 356a StPO ent­hal­te eine ge­gen­über § 33a StPO vor­ran­gi­ge spe­zi­el­le­re Re­ge­lung für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren, deren Frist- und Form­vor­schrif­ten nicht durch den Rück­griff auf § 33a StPO un­ter­lau­fen wer­den dürf­ten.

Kein Ge­hörs­ver­stoß

Die An­hö­rungs­rü­ge wäre zudem auch un­be­grün­det, so das Ge­richt wei­ter. Da die Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de ein­stim­mig ver­wor­fen wor­den sei, be­dür­fe der Ver­wer­fungs­be­schluss nach § 145 Abs. 5 Satz 2 BRAO kei­ner Be­grün­dung. Al­lein der Um­stand, dass der BGH weder zu der Be­grün­dung des Ge­ne­ral­bun­des­an­walts noch zu der davon ab­wei­chen­den Rechts­auf­fas­sung des Rechts­an­walts in sei­nen Ge­gen­er­klä­run­gen Stel­lung ge­nom­men habe, recht­fer­ti­ge nicht die An­nah­me, er hätte des­sen Vor­brin­gen nicht zur Kennt­nis ge­nom­men und in Er­wä­gung ge­zo­gen. Die Bun­des­rich­ter mo­nier­ten, der An­walt habe gar keine Ge­hörs­ver­let­zung gel­tend ge­macht, son­dern die sach­li­che Un­rich­tig­keit der Ent­schei­dung ge­rügt. Dies sei je­doch nicht Ge­gen­stand der Über­prü­fung im Rü­ge­ver­fah­ren nach § 356a StPO.

BGH, Beschluss vom 29.10.2021 - 29.10.2021 AnwSt (B) 3/21

Redaktion beck-aktuell, 10. Dezember 2021.

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