Ent­schä­di­gung eines Rei­se­ver­an­stal­ters auf Aus­gleichs­zah­lung einer Flug­li­nie an­re­chen­bar
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Er­hält ein Flug­gast von einem Rei­se­ver­an­stal­ter eine Ent­schä­di­gung, nach­dem er seine Pau­schal­rei­se in­klu­si­ve Flug stor­niert hat, ist diese auf Aus­gleichs­zah­lun­gen nach der Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung an­re­chen­bar. Nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung sind einem Ge­schä­dig­ten laut Bun­des­ge­richts­hof die­je­ni­gen Vor­tei­le an­zu­rech­nen, die ihm mit dem Scha­dens­er­eig­nis zu­ge­flos­sen sind. Davon seien auch Zah­lun­gen für ent­gan­ge­ne Ur­laubs­freu­den um­fasst.

Flug­gast ver­langt eine Aus­gleichs­zah­lung

Eine Frau hatte bei einer Rei­se­ver­an­stal­te­rin für Ok­to­ber 2016 eine ein­wö­chi­ge Ur­laubs­rei­se ge­bucht, die Flüge von Frank­furt am Main auf die Kap­ver­den und zu­rück um­fass­te. Der Hin­flug wurde an­nul­liert. Dar­auf­hin kün­dig­te die In­itia­to­rin die Tour und ent­schä­dig­te die Ur­lau­be­rin mit 750 Euro. Damit gab diese sich aber nicht zu­frie­den und ver­lang­te von der Flug­ge­sell­schaft eine Aus­gleichs­zah­lung von 1.200 Euro nach Art. 5 Abs. 1 Buchst. c und Art. 7 Abs. 1 Satz 1 Buchst. b Flug­gast­rech­te­VO für den an­nul­lier­ten Hin­flug und den nicht an­ge­tre­te­nen Rück­flug. Das AG Frank­furt am Main wies die Klage ab. Das dor­ti­ge Land­ge­richt ver­ur­teil­te die Flug­li­nie wegen des Hin­flugs zur Zah­lung von 600 Euro, da sich die Rei­sen­de keine Zah­lun­gen des Un­ter­neh­mens wegen nutz­los auf­ge­wen­de­ter Ur­laubs­zeit nach Art. 12 Flug­gast­rech­te­VO an­rech­nen las­sen müsse. Diese kom­pen­sier­ten nicht ent­gan­ge­ne Ur­laubs­zeit, son­dern al­lein die Un­an­nehm­lich­kei­ten eines Zeit­ver­lusts in­fol­ge der Flug­an­nul­lie­rung. Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung wegen des Rück­flu­ges wies das LG zu­rück. Gegen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lungs­ver­pflich­tung legte die Luft­fahrt­ge­sell­schaft Re­vi­si­on beim Bun­des­ge­richts­hof ein - mit Er­folg.

BGH: Vor­teils­aus­gleich ist ent­schei­dend

Aus Sicht des X. Zi­vil­se­nats lagen die Vor­aus­set­zun­gen für eine An­rech­nung vor. Der Ge­schä­dig­ten seien nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung die­je­ni­gen Vor­tei­le an­zu­rech­nen, die ihr mit dem Scha­dens­er­eig­nis zu­ge­flos­sen seien. Der BGH be­ton­te in die­sem Zu­sam­men­hang, dass Art. 14 Abs. 5 der Richt­li­nie (EU) 2015/2302 (Pau­schal­rei­se-Richt­li­nie) so­wohl einen An­spruch auf Ent­schä­di­gung wegen nutz­los auf­ge­wen­de­ter Ur­laubs­zeit als auch eine Aus­gleichs­leis­tung nach Art. 7 Flug­gast­rech­te­VO re­gelt. Ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz um­fas­se nach Er­wä­gungs­grund 34 der Richt­li­nie auch im­ma­te­ri­el­le Schä­den, wie bei­spiels­wei­se ent­gan­ge­ne Ur­laubs­freu­den in­fol­ge er­heb­li­cher Pro­ble­me bei der Er­brin­gung der be­tref­fen­den Rei­se­leis­tun­gen. Vor die­sem Hin­ter­grund, so der BGH wei­ter, könne eine Aus­gleichs­leis­tung nach Art. 7 Flug­gast­rech­te­VO nicht ab­wei­chend qua­li­fi­ziert wer­den. Auch diese stel­le einen pau­scha­lier­ten Aus­gleich für ma­te­ri­el­le und im­ma­te­ri­el­le Be­ein­träch­ti­gun­gen und damit für Schä­den im Sinne der Pau­schal­rei­se-Richt­li­nie dar.

BGH, Urteil vom 01.06.2021 - X ZR 8/20

Redaktion beck-aktuell, 12. Juli 2021.

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