Be­treu­er­ver­gü­tung: Fern­kurs mit Hoch­schul­aus­bil­dung ver­gleich­bar

Der re­for­mier­te "Hoch­schul­zer­ti­fi­kats­kurs Recht­li­che Be­treu­ung" der Be­ck­Aka­de­mie in Zu­sam­men­ar­beit mit der Hoch­schu­le Neu­bran­den­burg ist mit einer ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dung an einer Hoch­schu­le ver­gleich­bar. Der Fern­kurs ver­mit­telt laut Bun­des­ge­richts­hof ge­nü­gen­de be­treu­ungs­recht­lich re­le­van­te Kennt­nis­se. Ein der­art qua­li­fi­zier­ter Be­treu­er könne eine hö­he­re Ver­gü­tung ver­lan­gen.

Hö­he­re Ver­gü­tung

Eine Be­rufs­be­treue­rin ver­lang­te eine hö­he­re Ver­gü­tung. Sie hatte im Juni 2020 er­folg­reich einen von der Hoch­schu­le Neu­bran­den­burg und der Be­ck­Aka­de­mie ver­an­stal­te­ten Fern­lehr­gang "Be­rufs­be­treue­rin mit Hoch­schul­zer­ti­fi­kat" ab­ge­schlos­sen. Die neu kon­zi­pier­te Qua­li­fi­zie­rungs­maß­nah­me um­fass­te ein Ar­beits­pen­sum von 2.880 Stun­den (96 ECTS-Punk­te). Im Juli 2020 stell­te sie der Staats­kas­se für ihre Be­treu­er­tä­tig­keit vom 06.04.2020 bis 05.07.2020 248,40 Euro in Rech­nung. Die­ser legte sie unter an­de­rem er­höh­te Stun­den­sät­ze aus der Ver­gü­tungs­ta­bel­le C 5.1.1. zu § 4 Abs. 3 Nr. 2 VBVG zu­grun­de. Wäh­rend das Amts­ge­richt Fritz­lar dem An­trag in vol­lem Um­fang statt­gab, setz­te das Land­ge­richt Kas­sel die Ver­gü­tung auf 247,60 Euro fest. Für die Zeit ab dem 19.06.2020 stehe der Be­treue­rin eine Pau­scha­le nach der Ver­gü­tungs­ta­bel­le C zu, weil sie durch den Fern­lehr­gang be­son­de­re, für die Füh­rung der Be­treu­ung nutz­ba­re Kennt­nis­se er­wor­ben habe. Die Rechts­be­schwer­de der Staats­kas­se beim BGH hatte kei­nen Er­folg.

Dauer und Ar­beits­pen­sum wur­den er­höht

Dem XII. Zi­vil­se­nat zu­fol­ge ist nicht zu be­an­stan­den, dass das LG die vom AG fest­ge­setz­te Ver­gü­tung der Be­treue­rin für die Zeit ab dem 19.06.2020 auf Grund­la­ge der Ver­gü­tungs­ta­bel­le C 5.1.1. be­stä­tigt hat. Nach­dem der Fern­lehr­gang re­for­miert wurde – er dau­ert nun vier Se­mes­ter an­statt neun Mo­na­te bei einem Ar­beits­pen­sum von 2.880 Stun­den (96 ECTS-Punk­te) an­stel­le von 1.080 Stun­den (36 ECTS-Punk­te) – sei der Kurs mit einer ab­ge­schlos­se­nen Aus­bil­dung an einer Hoch­schu­le nach § 4 Abs. 3 Nr. 2 VBVG ver­gleich­bar. Zwar bleibt der zeit­li­che Um­fang der Aus­bil­dung dem Fa­mi­li­en­se­nat zu­fol­ge damit immer noch hin­ter dem eines Ba­che­lor-Stu­di­en­gangs zu­rück, der sich in der Regel auf min­des­tens 180 ECTS-Punk­te bei sechs Stu­di­en­se­mes­tern er­streckt. Der BGH hatte eine ver­gleich­ba­re Fort­bil­dung zum "Zer­ti­fi­zier­ten Be­treu­er - Cu­ra­tor de jure" an der Tech­ni­schen Hoch­schu­le Deg­gen­dorf be­reits ge­bil­ligt, wo­nach mit 90 ECTS-Punk­ten (2.700 Stun­den) bei einer Aus­bil­dungs­dau­er von vier Se­mes­tern diese zeit­li­che Ab­wei­chung nicht so ge­wich­tig sei, wenn die Aus­bil­dung zu­sätz­lich noch an­de­re Kri­te­ri­en er­fül­le, die für die Ver­gleich­bar­keit mit einem Hoch­schul­stu­di­um kenn­zeich­nend seien. Vor allem der Um­stand, dass der von der Be­treue­rin ab­sol­vier­te Fern­lehr­gang aus­schlie­ß­lich be­treu­ungs­recht­lich re­le­van­te Kennt­nis­se ver­mit­telt, spre­che dafür.

BGH, Beschluss vom 09.02.2022 - XII ZB 378/21

Redaktion beck-aktuell, 3. März 2022.

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