BGH be­stä­tigt Ur­teil gegen IS-An­hän­ger

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Ver­ur­tei­lung eines Sy­rers wegen Wer­bens um Un­ter­stüt­zer für eine aus­län­di­sche ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung (hier: "Is­la­mi­scher Staat") in zwei Fäl­len, ver­such­ter An­stif­tung zum Tot­schlag sowie wegen Kör­per­ver­let­zung zu einer Ge­samt­frei­heits­stra­fe von fünf Jah­ren und drei Mo­na­ten be­stä­tigt. Der An­ge­klag­te hatte unter an­de­rem ver­sucht, per Chat zwei Män­ner in Sy­ri­en für die Ver­übung eines Selbst­mord­at­ten­tats an­zu­wer­ben (Az.: 3 StR 11/19).

Per Chat Män­ner für An­schlag an­zu­wer­ben ver­sucht

Nach den von der Vor­in­stanz, dem Ober­lan­des­ge­richt Mün­chen, ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen war der An­ge­klag­te, der aus Sy­ri­en stamm­te und in Deutsch­land Me­di­zin stu­dier­te, in den Jah­ren 2014 bis 2016 be­ken­nen­der An­hän­ger, al­ler­dings kein Mit­glied der ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung "Is­la­mi­scher Staat" (IS). In die­sem Zeit­raum be­ging er die vier fol­gen­den Taten: Der An­ge­klag­te wirk­te mit Chat-Nach­rich­ten plan­mä­ßig auf zwei in Sy­ri­en wohn­haf­te Män­ner dahin ein, sich vom IS für ein Selbst­mord­at­ten­tat bzw. einen Spreng­stoff­an­schlag ein­tei­len zu las­sen und so­dann die Ope­ra­ti­on an­hand der Vor­ga­ben der Or­ga­ni­sa­ti­on durch­zu­füh­ren. In bei­den Fäl­len war das Vor­ge­hen des An­ge­klag­ten zwar nicht ohne Aus­sicht auf Er­folg. Die Chat-Part­ner kamen dem je­wei­li­gen An­sin­nen indes letzt­lich nicht nach.

Vater der ehe­ma­li­gen Le­bens­ge­fähr­tin bei "Exe­ku­tiv­kräf­ten" an­ge­schwärzt

Fer­ner teil­te der An­ge­klag­te einem wei­te­ren, in der Tür­kei auf­häl­ti­gen Chat-Part­ner mit, er habe In­for­ma­tio­nen über einen Ta­xi­fah­rer in der sy­ri­schen Stadt Idlib. Die­sen be­zeich­ne­te er mit Namen und Wohn­ge­biet. Es han­del­te sich um den Vater sei­ner ehe­ma­li­gen Le­bens­ge­fähr­tin. Der An­ge­klag­te er­klär­te, der Ta­xi­fah­rer werfe in Idlib SIM-Kar­ten als Peil­sen­der für An­grif­fe der sy­ri­schen und rus­si­schen Luft­waf­fe aus. Die Stadt stand zu die­ser Zeit weit­ge­hend unter der ge­mein­sa­men Kon­trol­le der ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gun­gen "Jabhat al-Nusra" und "Ahrar al-Sham". Wie vom An­ge­klag­ten er­be­ten, lei­te­te der Chat-Part­ner die In­for­ma­tio­nen an den Lei­ter der "Exe­ku­tiv­kräf­te" der Stadt wei­ter. Der An­ge­klag­te hielt es für wahr­schein­lich, dass der Vater sei­ner ehe­ma­li­gen Le­bens­ge­fähr­tin dort tat­säch­lich häu­fig sol­che Peil­sen­der an­brin­ge und der Lei­ter der "Exe­ku­tiv­kräf­te" daher des­sen Tö­tung ver­an­las­sen werde. Der vom An­ge­klag­ten Ver­däch­tig­te wurde zwar in der Fol­ge­zeit von einer der Idlib be­herr­schen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen fest­ge­nom­men, je­doch nach kur­zer Zeit wie­der frei­ge­las­sen, nach­dem seine Nach­barn für ihn güns­tig aus­ge­sagt hat­ten.

Sohn der Le­bens­ge­fähr­tin mit läng­li­chem höl­zer­nen Ge­gen­stand auf Bauch ge­schla­gen

Schlie­ß­lich schlug der An­ge­klag­te in sei­ner Stu­den­ten­woh­nung dem sie­ben- oder acht­jäh­ri­gen Sohn sei­ner ehe­ma­li­gen Le­bens­ge­fähr­tin mit einem läng­li­chen höl­zer­nen Ge­gen­stand auf den Bauch. Das Kind ver­spür­te dabei deut­li­che Schmer­zen. Der An­ge­klag­te hatte sei­nem Opfer zuvor er­klärt, die Schlä­ge dien­ten der Ab­här­tung und seien Teil eines Trai­nings als Vor­be­rei­tung auf eine künf­ti­ge Tä­tig­keit als Kämp­fer für den IS.

Rügen blie­ben er­folg­los

Der An­ge­klag­te hat mit sei­ner Re­vi­si­on das Ver­fah­ren be­an­stan­det und Rechts­feh­ler des an­ge­foch­te­nen Ur­teils gel­tend ge­macht. Die Rügen sind ohne Er­folg ge­blie­ben.

BGH, Beschluss vom 07.08.2019 - 3 StR 11/19

Redaktion beck-aktuell, 19. August 2019.

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