Be­schwer­de­wert bei Ver­pflich­tung zur Aus­kunft mit Be­leg­vor­la­ge

Soll ein zur Aus­kunft ver­pflich­te­ter Be­tei­lig­ter in einer Fa­mi­li­en­sa­che Un­ter­la­gen aus dem Be­sitz eines Drit­ten be­schaf­fen, ist der Kos­ten­auf­wand im Be­schwer­de­ver­fah­ren nur dann zu be­rück­sich­ti­gen, wenn die Kos­ten zwangs­läu­fig ent­ste­hen. Laut Bun­des­ge­richts­hof ist dies der Fall, wenn der Drit­te die Her­aus­ga­be ver­wei­gert und die Do­ku­men­te nicht an­der­wei­tig zu be­schaf­fen sind. Dazu be­dür­fe es je­doch eines kon­kre­ten Tat­sa­chen­vor­trags.

Sohn soll Aus­kunft er­tei­len

Ein Sohn zwei­er Ehe­part­ner, die sich im Schei­dungs­ver­bund um einen Stu­fen­an­trag zum Zu­ge­winn­aus­gleich strit­ten, wehr­te sich gegen eine Aus­kunfts­ver­pflich­tung des Amts­ge­richts Er­furt. Er war ge­mein­sam mit sei­nem Vater Ei­gen­tü­mer zwei­er Woh­nun­gen, die mit einer Grund­schuld be­las­tet waren. Ab­ge­si­chert war diese durch ein al­lei­ni­ges Dar­le­hen des Va­ters. Das Fa­mi­li­en­ge­richt ver­pflich­te­te den Ab­kömm­ling unter an­de­rem zur Aus­kunft über die Höhe der zu­guns­ten der Spar­kas­se ein­ge­tra­ge­nen Grund­schuld. Das Ober­lan­des­ge­richt Jena ver­warf die Be­schwer­de, da der Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stands den Be­trag von 600 Euro nicht über­stei­ge. Es sei davon aus­zu­ge­hen, dass dem An­trag­stel­ler die ge­for­der­ten Be­le­ge vor­lä­gen. Es sei weder ein be­son­de­res Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se er­sicht­lich noch pro­fes­sio­nel­le Hilfe bei der Aus­kunfts­er­tei­lung er­for­der­lich. Un­er­heb­lich sei ins­be­son­de­re das Ho­no­rar eines frei­wil­lig hin­zu­ge­zo­ge­nen Steu­er­be­ra­ters, eines Rechts­an­walts, Buch­hal­ters oder sonst hel­fen­der Drit­ter. Die Rechts­be­schwer­de beim BGH hatte eben­falls kei­nen Er­folg.

Dar­le­gungs­pflicht ist ent­schei­dend

Dem XII. Zi­vil­se­nat zu­fol­ge ist das OLG zu Recht davon aus­ge­gan­gen, dass der Be­schwer­de­wert durch die vom AG aus­ge­spro­che­ne Ver­pflich­tung nicht er­reicht ist (§ 61 Abs. 1 FamFG). Zudem seien dem OLG keine Er­mes­sens­feh­ler bei der Be­mes­sung der Be­schwer, die nach bil­li­gem Er­mes­sen des Ge­richts zu er­fol­gen habe (§ 113 Abs. 1 Satz 2 FamFG in Ver­bin­dung mit § 3 ZPO), un­ter­lau­fen. Es habe bei sei­ner Wert­be­rech­nung nicht er­mes­sens­feh­ler­haft den Kos­ten­auf­wand für eine Rechts­ver­fol­gung un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen. Kos­ten könn­ten hier zwar da­durch ent­ste­hen, dass der An­trag­stel­ler zur Er­fül­lung sei­ner Aus­kunfts­ver­pflich­tung sei­nen Vater im Wege der Aus­kunfts­kla­ge ver­pflich­ten müss­te, da er selbst diese Aus­kunft nicht geben be­zie­hungs­wei­se die ent­spre­chen­den Be­le­ge nicht vor­le­gen könne und sein Vater zur Er­tei­lung der Aus­kunft nicht frei­wil­lig be­reit sei. Al­ler­dings sei der Be­schwer­de­füh­rer dem in Fa­mi­li­en­streit­sa­chen gel­ten­den Bei­brin­gungs­grund­satz nicht ge­recht ge­wor­den. Der Fa­mi­li­en­se­nat be­män­gel­te, dass er die für die Ein­hal­tung der Wert­gren­ze des § 61 Abs. 1 FamFG be­stim­men­den Tat­sa­chen ent­spre­chend § 511 Abs. 3 ZPO in Ver­bin­dung mit § 294 ZPO nicht sub­stan­ti­iert dar­ge­legt habe. Das Vor­brin­gen des An­trag­stel­lers be­schrän­ke sich auf die pau­scha­le Be­haup­tung, dass die be­zif­fer­ten Pro­zess­kos­ten in die Wert­be­rech­nung ein­zu­stel­len seien. Dar­aus er­ge­be sich je­doch  nicht kon­klu­dent die Tat­sa­chen­be­haup­tung, dass der Vater es ab­ge­lehnt habe, die Aus­kunft zu er­tei­len. In­so­weit hätte es eines kon­kre­ten Tat­sa­chen­vor­trags zur Wei­ge­rung des Va­ters be­durft.

BGH, Beschluss vom 10.11.2021 - XII ZB 350/20

Redaktion beck-aktuell, 12. Januar 2022.

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